11.07.2018 – Mit Volldampf und Karl Marx


Britzer Garten, der zur Bundesgartenschau 1985 in Berlin errichtet wurde. Früher hätte man mich mit vorgehaltener Waffe in solche Orte zwingen müssen. Mittlerweile schätze ich solche beschaulichen Ruheinseln, vor allem, wenn es irgendwas mit action dort gibt, wie diese famose Schmalspur-Eisenbahn.

Karl Marx, 1955.
Die Karl-Marx-Werke Babelsberg, die unter anderem solche Schmalspur-Eisenbahnen produzierten, wurden trotz tragfähigen Konzeptes 1992 von der Treuhand, die immer noch existiert, im Rahmen der Ausplünderung der lohnenswerten Teile der Ostzone abgewickelt. Das Kapital machte goldene Schnittchen und den Rest in Form von Rentenzahlungen, Stadtsanierungen, Arbeitslosen, Neonazis und Soli hängte man Staat und Gesellschaft an die Backe.
Solcherlei Gedanken gingen mir nicht durch den Kopf, als ich inmitten lauter Kinder mit der Bahn durch das Gartengelände ruckelte. Es war zauberhaft, bis auf die Kinder.
Das Fazit des Resttages: der angekündigte Regen zog an Berlin vorbei und Belgien schied bei der WM aus. Meine letzte Wette ist geplatzt. Was ich angesichts der gewonnenen Wette auf das vorzeitige Ausscheiden der Ostgoten mit Fassung trage. Schön auch, dass sich die gesamte deutsche Fußball-Innung mit ihrem Verhalten wie immer bis auf die rassistischen Knochen blamiert hat, was aber auch in der nächsten Saison Milliarden geistiger Tiefflieger nicht davon abhalten wird, prügelnd, saufend und kotzend in Stadien und Kneipen dieser Ersatzreligion mit Fussballgott zu huldigen. Sinnsuche 2018.
Der Mann von Welt und Geschmack aber wendet sich mit gesundem Ekel ab und zur nächsten Europameisterschaft wieder zu, mit zwei, drei präzis platzierten Wetten.

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