15.07.2018 – Ich wünsche mir seit Jahren eine eigene TV-Show.


Wir. Dienen. Deutschland? Hereby I solemnly declare as a citizen of planet earth: Fickt. Euch!
Zur Bundeswehr geht man nicht, weil man Lust hat, Deutschland zu dienen. Zur Bundeswehr geht man eher, weil man Lust auf Abenteuer hat, Lust auf faschistoide Männerbünde, Lust aufs Töten und weil man einen existenzsichernden Job haben möchte, bei dem das Saufen nicht nur nicht verboten ist, sondern Grundvoraussetzung für Anerkennung und Erfolg.
Hätte da oben gestanden: „Wir. Dienen. Dem. Staat.“ hätte ich das nicht fotografiert. Ich bin kein Pazifist und betrachte Waffen & Militär als mitunter notwendiges Übel. Wäre beispielsweise der Staat Israel nicht bis an die Zähne bewaffnet, existierte er nicht mehr. Um den Staat als ebenfalls notwendiges Übel aufrecht zu erhalten, braucht es „Staatsdiener“ aller Art und je mehr die Verhältnisse in unserer Gesellschaft barbarischer werden, desto mehr bin ich für einen starken Staat als letzte Brandmauer gegen die Herrschaft des Mobs. Kein notwendiges Übel aber, sondern so notwendig wie ein Pickel am Arsch ist die Nation, an die im obigen Bild unverhohlen appelliert wird.
Zu Recht hat sich im zivilen Sprachgebrauch der Begriff „Nationsdiener“ nicht eingebürgert. Es gibt aber zum Beispiel eine doitsche „National“mannschaft, ein weiteres Indiz für den pathologischen Charakter der Ersatzreligion Fußball und all ihrer Insassen.
Der Staat ist etwas Konkretes, er besitzt eine Bevölkerung, eine Verfassung, ein Gebiet, er hat Rechte, vor allem das der Ausübung des Gewaltmonopols, und er hat Pflichten, wie zum Bespiel das Sozialstaatsgebot im Grundgesetz. Die Nation ist etwas Metaphysisches, eine Wahnidee, sowas wie „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation.“ Redet man von einem großen Staat, meint man seine Quadratkilometer oder sein BIP. Redet man von einer großen Nation, meint man die Toten ihrer Eroberungskriege. Der Staat verfolgt Interessen, die Nation verfolgt Minderheiten. Die Nation ist wie Dünnschiss: viel heiße Luft, jede Menge Dünnes und nach hinten raus nur Braunes in der Hose. Nationalismus hat natürlich auch während der WM andauernd seine hässliche Fratze erhoben und deshalb drücken wir Alle heute beim Endsieg, äh Endspiel Frankreich die Daumen und nicht den Ustascha Nazis. Am schönsten aber wäre es, all die National-Spacken, die heute wieder im Tran vor der Glotze hängen, würden einmal im Leben einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen.

So wie im Bergmann-Kiez in Kreuzberg am Tag der Verkündung der NSU-Urteile, wo jede Menge junge Leute mit einer Demonstration den Staat und die Gesellschaft daran erinnerten, dass mit einem Urteil der Gerechtigkeit noch lange nicht Genüge getan ist.
Da würde ich mir mehr von wünschen, siehe oben.
Aber ich wünsche mir seit Jahren auch eine eigene TV-Show.

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