
In Berlin gibt es noch über 2000 alte Wasserpumpen. Die sind bei den aktuellen Temperaturen eine Labsal sondergleichen, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Zwar würde ich das Wasser nicht unbedingt trinken, aber in Momenten, wo einem unter dem Helm der Hitze-Schädel zu platzen droht, erfährt man mit dem Wasser der Pumpen ganz kreatürlich, warum Wasser nicht alles, aber ohne Wasser alles nichts ist. Dieses Loblied auf den kühlen Saft des Lebens von einem Portwein Trinker.
Bevor man in diesen Genuss kommt, heisst es allerdings: pumpen. Die Pumpen sind nämlich Brunnen, bis zu 80 Meter tief. Aber ich liebe solche kurzfristigen archaischen Tätigkeiten, auch wenn ich ansonsten körperliche Arbeit für völlig überschätzt halte.
Ich hatte in meinem Leben den einen oder anderen beschissenen Job und die zeichneten sich meist durch die Anwesenheit von körperlicher Arbeit aus. Ich weiss nicht, was bei geistbegabten Menschen nicht stimmt, wenn sie davon schwärmen, sich beim Holz hacken mal wieder selbst zu spüren, oder tapezieren oder Löcher graben, eins aber weiss ich sicher: die ticken nicht ganz richtig. Mich selbst spüre ich auch, wenn ich mir einen Nagel in den Kopf hämmere. Aber muss ich das haben?

Ich bevorzuge anderes zum selbst spüren, wie zum Beispiel kaltes Wasser über den Kopf bei 35 Grad Hitze.
Die körperliche Arbeit hat mir übrigens nie geschadet, das habe ich den armen Schweinen voraus, die bei so einem Wetter Teer auf Asphalt bringen müssen oder ähnliches. Diese Arbeit hat mir einen gewissen Härte-Grad verliehen und Dankbarkeit für all die Jobs, bei denen ich mehr als ausreichend Geld einfach damit verdient habe, Leuten eine Kante an den Kopf zu labern.
Wenn es eine Verheißung des Fortschritts gibt, dann doch die, den Menschen vom Joch der körperlichen Arbeit zu befreien. Leider befreit er die dann oft auch gleich von ihrer Existenzgrundlage mit und es ist noch lange nicht gesagt, dass mögliche Ersatzjobs nicht entfremdet wären.
Der Fortschritt ist ein, und hier sei mir zum Schluss eine ganz schräge Metapher gestattet, zweischneidiger Januskopf.
26.07.2018 – Kannst du mir was pumpen?
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