01.08.2018 – Perverse Gelüste


Riecht wie am Mittelmeer und fühlt sich auch so an: Nadelwald im Berliner Raum. Die sandige Gegend hiess nicht umsonst „Streusandbüchse der Nation“ und mein Rucksack wird noch lange die sandigen Hinterlassenschaften der dortigen Badeseen von sich geben. Der Geruch nach Kiefer, Harz, Wärme und die Zehen im Sand: Mallorca oder Korfu? Egal, Hauptsache Müggelsee!
Die Hitze lässt Gedanken mäandern,Assoziationen fließen. Und weckt perverse Gelüste. Gestern Abend nach dem Duschen überfiel mich Heißhunger auf den „Griechen“. Vermutlich jede Menge Mineralien-Verluste beim Schwitzen. Ein ähnliches Phänomen wie früher nach einem Kater. Aber zum Griechen? Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand vorgeschlagen, zum Griechen zu gehen? Vor dem Krieg vermutlich. Grieche ist ziemlich pervers.
Aber warum soll man nicht mal abartig sein, so richtig böse. Wenn schon, denn schon, ich bestellte mir also einen Mix Teller mit Gyros, Suflaki , so Zeug halt.
Die Fleisch-Berge raubten mir den Atem. Bei dem Wetter habe ich mich bisher von Obst, Salat und Joghurt und sowas ernährt.
Was da auf dem Teller lag, war tendenziell meine Monatsration Fleisch.
Mit Hilfe von Ouzo kämpfte ich mich wacker da durch. Der Kellner hatte vorher schon durch entwaffnende Ehrlichkeit gewonnen:
„Das Essen dauert ein paar Minuten länger, der Koch hat’s verbrannt.“
Mir gefiel sowohl die Art wie auch das Essen. Pappsatt und leicht breit hing ich im Stuhl und Erinnerungen nach. An früher natürlich, an die Gegenwart muss ich mich ja nicht erinnern. Warum nicht öfter mal zum Griechen? Ich mache ja auch Polaroid Fotos und höre Tonband Cassetten. Stilprägende Avantgarde von Heute bedeutet unter anderem den mutigen Rückgriff auf das Gestern. Sudanese, Tibeter, Mongole sind was für Hipster-Spießer. Der Avantgardist und Dandy geht nur noch zum Griechen.
Herr Ober, bitte noch einen Ouzo!

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