06.08.2018 – Rudolf Scharping auf Koks


04.08.2018, Außentemperatur auf meiner Veranda 47,3 Grad Celsius, in der Sonne gegen 13 Uhr. Um 14.53 Uhr war die Sonne da schon verschwunden und es herrschten angenehme 30 Grad. Innen 25 Grad. Wärmer wird es drinnen bei mir nie. Ich gehöre damit zu den Krisengewinnlern, wenn es zur Klimakatastrophe kommt und wir Temperaturen wie im Death Valley haben. Dann vermiete ich meine Bude stundenweise an Klima-Binnenflüchtlinge, arme Schweine, in deren Wohnungen unterm Dach das Wasser im Kochtopf von alleine anfängt zu sieden.
So schlimm wird es schon nicht werden. Und der Mensch hält viel aus. Ich habe hier in diesem Blog des Öfteren den beginnenden Untergang des Abendlandes beklagt, das Umweltmenetekel in düsteren Farben an die Wand der Zukunft gemalt, etc. pp. Wer sich die Bilder vom Smog und vom Verkehr in Asien anguckt, wo die Schadstoffbelastung in indischen Städten zehnmal höher ist als in Deutschland, der weiß, da ist noch Luft nach unten, bevor wir uns Partikelfilter in die Nasenlöcher prokeln.
Und was soziale Missstände angeht, auch für Angehörige des hiesigen Prekariats gilt: da können noch viele Löcher in die soziale Hängematte gefräst werden, bevor der freie Fall einsetzt. Und selbst, wenn der einsetzt, who cares? Wir haben eh eine strukturelle Waren-Überproduktion, wir brauchen die ganzen Konsumenten gar nicht, die gierigen Blicks an der Pforte des Konsumparadieses Schlange stehen und Einlass begehren. Das einzige Druckmittel, was sie hätten, eine anarchistische, kommunistische oder sozialdemokratische Bewegung (den Witz erklär ich gleich) wurde auf den Misthaufen der Geschichte entsorgt. Der hiesige Prekariatsprolet, gerne auch aus dem akademischen Mittelbau, kann sich ein Beispiel am osteuropäischen Wanderarbeiter in der niedersächsischen Fleischindustrie nehmen, der dort bis aufs Blut ausgebeutet wird.
Und trotzdem niemals aufbegehrt.
Aufbegehren tut der Elite-Wutbürger, im Schlepptau das Wählerstimmvieh aus den sozialen Brennpunkten, das erst brav sein Kreuz trägt und es dann bei den Neonazis der AfD macht. Aber auch da ist noch viel Luft nach unten, siehe Ungarn, USA, Türkei, etc. pp. Da geht das Leben auch weiter, lass Kassandra blöken soviel sie will (Meckern tun in der griechischen Mythologie und im altdeutschen Witz immer die Weiber).
Schlimmer geht immer. Schlimmere Musik als auf der Christopher Street Parade neulich in Berlin ist schlechterdings kaum vorstellbar. Aber der Sommer Hit des Jahres 2018 ist auch schon ziemlich Scheisse. Er kommt vom Duo Krude & Dumpfmeister und ist ein Remix der Partisanenhymne „Bella Ciao“ , laut Wikipedia „ … einer der Hymnen der anarchistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegung …“ (Kein Witz, siehe oben).
Was sich wohl heutzutage junge Menschen, die vom Tuten keine Ahnung haben, unter einer sozialdemokratischen Bewegung vorstellen.? Selbst ich als maximal Mitteljunger, was sich wesentlich besser anhört als Mittelalter, habe da Schwierigkeiten. Was soll das sein, eine sozialdemokratische Bewegung? Ein furioser Massenagitator wie Olaf Scholz? Ein bewaffneter Gerhard Schröder auf Barrikaden? Ein Rudolf Scharping auf Koks? Ein tanzender Oskar Lafontaine? Das sind alles so surreale Vorstellungen …Man hält es mitunter im Kopf nicht aus. Was bleibt:

Wir basteln uns ein Hippie-Boot und segeln über den Horizont hinaus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert