31.08.2018 – Was schert mich mein Geschwätz von gestern


Schloss Herrenhausen, Media Night 2018.
Ab und zu lese ich zurückliegende Blogeinträge der letzten Zeit. Dafür, dass ich es spontan, oft online, schreibe, ohne Plan und Konzept oder gar Luxus wie Korrekturlesen, sind überraschend wenig formale Fehler drin, mitunter allerdings fehlen Verknüpfungen, logische Reihungen, man ahnt mehr, als das man weiß, was genau gesagt werden sollte. Und manchmal stehen Sachen drin, da weiß ich selber nicht, wie hoch der satirische Gehalt war, als ich es schrieb. Sätze wie: Ich bin ein Mann von Grundsätzen. Also grundsätzlich ist mein oberster Grundsatz, grundsätzlich im Leben niemals etwas grundsätzlich zu sehen. Beispiel: ich hatte mir geschworen, niemals einen Schritt in den scheußlichen Neubau vom Schloss Herrenhausen zu setzen, eine Disneybau-Rekonstruktion des im Krieg zerstörten Originals, außen sieht es aus wie eine Pappkartonfassade, innen ein seelenloses Kongresszentrum. Ein Beispiel für die regressive Sehnsucht des Bürgertums nach früheren Zeiten, nach heiler Welt und Fassade. Kein Wunder, das mit einem so infantil aufgestellten Bürgertum mit derartigen ästhetischen Vorlieben kein Staat zu machen ist. Dieser Bau reiht sich ein in eine endlose Kette reaktionärer Selbstbefeierungen einer falschen bürgerlichen Tradition (es gäbe auch gute!) wie das Humboldtforum oder die Rekonstruktion der Potsdamer Garnisonskirche , in Stein gemeisselter Revisionismus. Und dann wundert sich das Bürgertum, dass ihm der Laden um die Ohren fliegt. Sofern er nicht selbst daran beteiligt ist.
Mein Schwur also, dieses Hampelmann-Gebäude in Herrenhausen niemals zu betreten, hielt exakt solange an, bis ich die erste Einladung dahin erhielt. Meine diversen Tätigkeiten, Jobs, etc. führen es mit sich, dass ich mitunter hautnah und direkt in die Höhen und Niederungen unserer Gesellschaft und des Staates via Einladung eintauchen darf. Staatliche Mitbeteiligung sehe ich in Teilen als sinnvoll, unter anderem weil es gilt, den Staat vor der Übernahme durch den Mob, was Bürgermob inkludiert, zu schützen. Gesellschaftliche Mitbeteiligung muss eigentlich nicht sein. Die kann man sich schließlich plural aussuchen und ich tue mich grundsätzlich nicht gerne gemein. Umso überraschender für mich, als ich – ohne eine Sekunde zu zögern – die erste Einladung zur niedersächsischen Media Night wahrnahm, sie ist laut Eigenwerbung „ …eine Präsentations- und Kommunikationsplattform der niedersächsischen Medienunternehmen sowie ein Branchentreffpunkt der bundesweiten Medienszene.“

Es war wie immer zauberhaft. Sogar Natascha Ochsenknecht war da! Und noch wer!! Und ich mittendrin.
Als Mann ohne Grundsätze sinkt man immer tiefer. Nach langem Antichambrieren habe ich es jetzt erreicht, dass ich sogar zum FDP Sommerfest eingeladen werde. Wo werde ich enden? Morgens nach solchen Events robbe ich mich ganz vorsichtig an meinen Spiegel. Kann ich mir überhaupt noch in die Augen gucken?
Was soll ich sagen. Ich sehe einfach nur altersbedingt scheiße aus am frühen Morgen, der Rest ist mir egal. Und freue mich auf das FDP Sommerfest. Da gibt es bestimmt den besten Sekt und 1a tippi toppi Fingerfood. Und jede Menge Möglichkeit zum Netzwerken. Man weiß ja nie.
Ich halte Sie auf dem Laufenden, liebe Leserinnen. Aber halten Sie es mit diesem Blog hier wie mit dem richtigen Leben: Zweifeln Sie alles an und sei es die Tatsache, dass man auch mal viere gerade sein lassen sollte.

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