28.09.2018 – Wir basteln uns einen Hashtag


Berlin, Waldemarstr., tiefstes SO 36, Inkarnation des Rebellischen. Ein Symbol virtueller Kommunikation zu materialisieren und zwecks Werbung für ein Anliegen, den Erhalt des Hambacher Forstes und den Kampf gegen die Braunkohle, an einen Zaun zu hängen, finde ich eine komplexe Aktion. Komplex deshalb, weil an dieser kleinen Intervention sich die potentielle Wirkmächtigkeit sozialen Widerstandes entfaltet. Anders formuliert: gesellschaftliche Grosskonflikte werden auf der Strasse, in realer Öffentlichkeit zugespitzt und entschieden und nicht im Internet. Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit steht zur Zeit vor allem in Tarifkonflikten zur Diskussion und die werden einzig und allein daran entschieden, wie viele Leute die Fraktion Arbeit im Zweifel auf die Strasse bringen kann. Die Zukunft unserer Demokratie wird daran entschieden, wieviel Leute im Zweifel bereit sind, gegen Rassisten und Antisemiten auf die Strasse zu gehen. Sie wird nicht entschieden durch das Unterzeichnen von digitalen Petitionen wie „Rassisten sind igittigitt.“ Und der Kampf um die Energieformen der Zukunft und damit auch das weitere Durchwurschteln unseres Planeten wird durch realen öffentlichen Druck entschieden und nicht durch Rumgesäftel hinter #s. Das hat die Interventionistin von #hambibleibt mit ihrer sympathischen Aktion am Zaun in der Waldemarstr. auf den Punkt gebracht.
Ich war in der Nacht, als ich das knipste, allerdings froh, vom rebellischen SO 36 wieder in meinem alternativ-spiessigem 61 zu landen, wo ich eine geplegte Bar mit einem knackigen Cremant als Absacker frequentierte. In SO 36 gibt’s nur Molotow Cocktails und so Zeug. Das muss ich echt nicht mehr haben. Soll die Jugend mal machen.

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