15.11.2018 – 1968: So fing alles an


Jedenfalls mit dem Tourismus in Can Picafort auf Mallorca.
Ein aus architektonischer Sicht ikonischer Bau, den hätte ich vor ein paar Jahren noch gruselig gefunden, heute finde ich ihn spannend und charmant. Ästhetik ist keine überzeitliche Kategorie, kein ewiges Prinzip, sondern wandelt sich. Alles verändert sich. Can Picafort ist heute eine scheußliche Ansammlung von Betonklötzen, aber von da aus kann man schön wandern. Alles verändert sich, auch das Klima. Vor ein paar Tagen war es frühlingshaft, der November bricht wohl auch wieder alle Wetterrekorde, wie fast jeder Monat heuer. Nachdem ich schon in einige Winterrituale verfallen war, wie Puschen raus, Fußsack in Betrieb, Handschuhe auf Fahrrad etc. pp, verfiel ich umstandslos in Frühlingserwachen. Dazu gehört ein Gefühl von „Es muss was passieren“, raus aus der Verharrung, der Routine, dem Alltag, rein in Action, gerne auch was mit Adrenalin.
Aber was? Ich kann ja nicht dauernd ne Zeitung gründen, Theater produzieren, Kunstprojekte kuratieren, etc. pp. Ich grübelte, mir fiel nix ein. Vorgestern Morgen ein schales Gefühl. Eine wattige Leere, mit Worten schwer greifbar.

Helfen Bilder? Farbenleere.
Der Tag nach dem Morgen brachte mich auf Trab. Unser Fachtag „Wohnung ist ein Menschenrecht“ war komplett ausverkauft, viele Expertinnen und Betroffene, die sich außerordentlich engagiert einbrachten. Der NDR berichtete „Landesarmutskonferenz schlägt Alarm“. Und das Schönste: Der Hauptreferent kam nicht. Wir mussten mit zwei, drei Leuten im laufenden Betrieb das Design der Veranstaltung um-improvisieren. Action, Adrenalin!
Und nächste Woche wird Winter. Frühlingserwachen ade. Alles wird gut. Respektive Scheisse. Ich hasse den Winter, die Kälte, die Dunkelheit.
Nicht gut: Im Gegensatz zum NDR, der regelmäßig und kompetent seiner Informationspflicht nachkommt über ein Thema, dass 1,2 Millionen Menschen in Niedersachsen betrifft, nämlich Armut, schweigt der hiesige Madsack Zeitungs-Konzern (zu 20 % in SPD Besitz) das Thema komplett tot. Bis auf die Vorweihnachtszeit, wo das gesammelte Spießertum wieder ein paar Charity-Euro rausrückt und die mit ein paar Almosen beglückten Betroffenen gnadenlos an die Madsack Öffentlichkeit gezerrt und zum Dankeschön-Sagen erpresst werden. Dafür zerstückelt der Verlag Firmen in kleine, tariflose Einheiten, streicht Stellen und schließt Druckereien. Ach Mad Sack, Du trägst Deinen Namen zu Recht.
Es gibt allerdings ein paar Schreibende da, die sind nicht ganz daneben….Da sach ich mal ganz pauschal: Man sollte nicht immer alles pauschalisieren.

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