16.12.2018 – Von ungeraden Biographien und bürgerlicher Erwerbsarbeit


Berlin, vor meiner Tür. Nicht ganz normal, aber liebenswert. Ich habe nicht nur nichts gegen ungerade Biographien oder eine gesunde Abneigung gegen bürgerliche Erwerbsarbeit, sondern viele Sympathien dafür, wenn Menschen abseits des normalen Weges leben. Wäre es anders, wäre ich ein Pharisäer.
Wenn ich für irgendwelche Zusammenhänge eine Art Lebenslauf erstellen sollte, habe ich mich immer gewundert, warum es in meiner Umgebung dabei immer so knarzt und ächzt. Das waren die Balken, die sich beim Lügen gebogen haben.
Also haben Künstler, Schriftsteller und Berufspolitiker (und andere, die mir jetzt nicht einfallen) vorab bei mir alle Sympathien in ihrem Vermeidungsimpuls, was bürgerliche Erwerbsarbeit angeht. Entscheidend ist, was sie daraus für Konsequenzen für ihr gesellschaftliches Handeln ziehen. Insofern habe ich die asozialen Verhaltensweisen eines Jens Spahn nicht goutiert.
Laut Wikipedia hat Spahn von 2003 bis 2017 studiert, ist seit 2002 im Bundestag, war von 2006 bis 2010 an einer Lobbyagentur für Pharmaklienten namens „Politas“ beteiligt, während er gleichzeitig Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages war, saß im Verwaltungsrat der Sparkasse Westmünsterland und ist seit August 2017 neben seiner Tätigkeit als Bundesgesundheitsminister privat an der Pareton GmbH beteiligt, die eine Software für die Abgabe von Steuererklärungen entwickelt, nachdem er vor seiner Zeit als Gesundheitsminister Staatssekretär im Finanzministerium war. Der Mann ist also nie auch nur in die Nähe von bürgerlicher Erwerbsarbeit gekommen und nutzt seine Ämter zur Mehrung seines persönlichen Profites. Er ist ergo bis auf die Knochen korrumpiert, erdreistet sich aber zu asozialen Aussagen über Arme und Ausgegrenzte. Um ihm wenigstens ein bisschen ans Bein zu pissen, hatte ich ihn vor Monaten zu einem Armutspraktikum eingeladen und nochmal nachgefasst. Ein freundlicher Herr aus seinem Büro rief mich neulich an und gab mir durch die Blume und nicht zitierfähig zu verstehen, ich könnte ihn einladen, zu was ich wollte, Spahn würde bis zum St. Nimmerleinstag nicht kommen (offiziell: aus Termingründen). Logisch, schließlich wollte ich ihn ja desavouieren, und den Braten hat seine Gang natürlich gerochen. Der überaus lobenswerte NDR ist in der Causa am Ball geblieben und hat gerade darüber berichtet. Wer Augen hat zu lesen, macht sich seinen Reim.
So weit so nett. Andererseits: was juckt es den Spahn auf seinem Weg nach oben? Die einzige Hoffnung die ich habe, dass der Mann so viele kriminelle Leichen im Keller hat, dass ihm irgendwann eine davon das Genick bricht. Leute wie Spahn nehme ich irgendwie persönlich, ich merke das an dem temporären Würgen, wenn ich deren Visagen sehe.
Das Blöde ist nur, dass Viele sowas als Aufhänger für allgemeines Politiker- und Politikbashing nehmen. Und das spielt natürlich wunderbar den Neofaschisten in die Karten.
Allen einen zauberhaften 3. Advent.

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