30.12.2018 – Schöne Reihertage


Nachlese aus meinem Archivordner „Gewerkschaften etc.“: Flugi der MLPD, eine der schrägsten Politsekten ever – die es wohl immer noch gibt.
Für den wahren Sozialismus Kaffeetrinken am 1. Mai im Vereinsheim Suppengrün. Wenn so der wahre Sozialismus aussieht, bleib ich lieber im falschen. Der 1. Mai ist der schönste aller Feiertage (oder wie eine Bekannte in einer Grußmail zu Weihnachten unabsichtlich, aber viel schöner als der Originalbegriff schrieb: Schöne Reiertage. Das R liegt eben gefährlich nahe beim F auf der Tastatur). Ohne Bier geht am 1. Mai gar nichts. Meine 1. Mai waren immer schön, Höhepunkte waren meine Agitationen der Massen als 1. Mairedner bei DGB-Feiern in der Region, es gab aber auch andere Höhepunkte, mittlerweile hat sich das ja mit der Agitation mangels Massen erledigt. Nachdem der 1. Mai 2018 in Hannover ein Trauerspiel war, mittlerweile sind hier nur noch 10 Prozent der früheren Teilnehmerinnen unterwegs, davon viele mit Zweithüfte, guck ich mir 2019 die revolutionären Maidemos in Berlin an. Dürfte eine Mischung aus Performance, Satire und Freilufttheater werden.
Ich halte die Entwicklung nicht nur für ein Trauerspiel, sondern für ein Drama in Gestalt eines Schwanengesangs auf die bürgerliche Demokratie der Nachkriegszeit. Kollektiver Widerstand gegen rechtspopulistische, antisemitische und rassistische Entwicklungen muss nach wie vor auch auf der Straße sich manifestieren, da reichen Blogschreiberei, soziale Medien und Facebookgeklimpere nicht. Die Implosion der Bewegung der Gelben Westen, was sowieso ein komischer Haufen war, zeigt, dass sich sowas in Riots und Mob-Randale erschöpft, wenn es nicht an nachhaltige Strukturen, Organisationsformen, Persönlichkeiten, eigene Medien und Öffentlichkeiten, Formen der Reflektion und Selbstkritik gebunden ist, um nur ein paar Merkmale zur Entstehung sozialer Bewegungen zu nennen. Und da seh ich nicht nur nichts, sondern ein ersatzloses Absterben von Traditionen der Arbeiterbewegung. Sowas wie occupy oder attac ist ja nett und notwendig, aber die kriegen die Hunderttausende nicht auf die Straße (wobei das allein noch lange nicht reicht, wie die Massendemo in Berlin gegen Hartz-IV gezeigt hat. Bin gespannt ob mein diesbezüglicher Wunsch „Weg damit“ irgendwann mal in Erfüllung geht) .
Was bleibt, ist die Hoffnung auf den Fortbestand von Resten des falschen Sozialismus. Oder wie ich hier beim Durchforsten eines anderen Archivordners lese: sozialromantischer Wärmestuben-Sozialismus.

Ausbildung zum Bettelstudenten 2011. Rotgrün hat dann nach der Wahl 2013 als erstes die Studiengebühren abgeschafft. Die haben ja nicht nur Mist verzapft. (Mist verzapfen? Wie geht das eigentlich?)
Und der Leihwitz aus meinem Witzeverleih ist echt ein Brüller:
Was war Jesus von Beruf? Student! Er wohnte mit 30 Jahren noch bei den Eltern, hatte lange Haare und wenn er etwas tat, dann war es ein Wunder.
Allen ein charmantes, prickelndes Sylvester!

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