03.01.2019 – Prost Neujahr


Ürziger Würzgarten Jahrgang 1966. Das ist eine Lage an der Mosel, in der seit 2000 Jahren Wein angebaut wird, gut und teuer. Spitzenweine von der Mosel gehören zu den teuersten der Welt. Obige Flasche brachte ein Freund zur Sylvesterfeier mit, skurrile Umstände hatten sie in seinen Besitz gebracht und was sind Weinfreuden, wenn man sie nicht mit Freunden teilt, am besten solchen, die was von Wein verstehen? Der Korken war völlig hinüber und bröselte beim Korkenzieher Ansetzen sofort in die Flasche, wir mussten den Inhalt durch ein Filter-Sieb dekantieren. Der Wein hatte eine tiefgoldene Farbe und war in der ersten Nase weder zu Sherry noch zu Essig geworden. Er war vollkommen genießbar.
Wein ist Hobby von mir, auch theoretisch. Ich weiß um die Preisdimensionen bei alten Jahrgängen und so warf ich in die Runde einen Verdacht: „Alte Jahrgänge von der Mosel können sehr teuer sein. Was, wenn wir hier gerade eine Flasche geköpft haben, die 37.000 Euro wert ist?“
Keine Ahnung, wieso ich gerade auf 37.000 Euro kam, vermutlich weil sich das kenntnisreicher anhört, als wenn man sagen würde: „Circa 40.000 Euro“. Hintergrundinfo: Der teuerste Weißwein, der je auf einer Versteigerung verkauft wurde, kostete 85.000 Euro.
Die Runde schwieg einen Moment.
Nach Kant gibt es vier Grundfragen der Philosophie:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?
Mir drängte sich in dem Moment vor der Flasche eine fünfte auf:
5. Wie verhalte ich mich, wenn ich erfahre, dass meine eben für Freunde geöffnete Flasche Wein 37.000 Euro wert ist?
Und als hochqualifizierter Teamer mit therapeutischer Zusatzausbildung spiegele ich diese Frage jetzt an Sie, liebe Leserinnen. Gehen Sie einen Moment in sich und seien Sie offen und angstfrei in der Beantwortung, wie würden Sie reagieren? Dann gehen Sie mit einem erheblichen Erkenntnisgewinn in das neue Jahr.

In meinem Besitz befindet sich ein Senheimer Rosenberg Jahrgang 1968, dem Gründungsjahr des Künstler-Netzwerks SCHUPPEN 68. Es war extrem schwierig, an diese Flasche zu kommen, allerdings nicht, weil sie wegen der Qualität dieses Jahrgangs so teuer wäre. Der 1968er war mit der schlechteste des letzten Jahrhunderts, große Teile kamen erst gar nicht in den Handel.
Was aber zu keinen plumpen Analogieschlüssen reizen sollte. Guten Start weiterhin.

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