30.01.2019 – Der natürliche Feind des Portugiesen ist der Gast


Algarve im Winter.
Ich weiss aus eigener Erfahrung nicht, wie unfreundlich das diesbezüglich schon sagenumwobene Personal im Dienstleistungsgewerbe in der ehemaligen Ostzone war, aber das portugiesische dürfte dem nicht viel nachstehen. Ich mag keine übertriebene Freundlichkeit, zumal wenn sie schleimiges an sich hat, Tourismus ist ein Deal wie alles im Kapitalismus, ich gebe Geld, das Hotel Unterkunft und einen guten Tag und wenn es gut ist, dazu ein Lächeln. Dass daraus selten internationale Solidarität wird, ist mir klar. Wir leben in illusionslosen Zeiten. Aber so wie das Hotelpersonal hier im Portugal mal wieder drauf ist in Sachen Unfreundlichkeit, das grenzt fast an Körperverletzung.
Jeder hat so sein Lieblingsland, meist bedingt durch Urlaube, Sehnsuchtsprojektionen oder Schwarzgeldkonten. Bei mir ist es Portugal, bedingt durch frühkindliche Tramperfahrungen, mit dem Daumen im Wind und dem Zelt auf dem Rücken, und die Sympathie für die portugiesische Nelkenrevolution. Eine der 68 Todsünden der SPD, die ich ihr nie verzeihe, ist ihre unheilvolle Rolle bei der Abwicklung der Nelkenrevolution, als Helmut Schmidt und Willy Brandt Seit an Seit mit der CIA mittels Geld und Erpressung (nennt man „wirtschaftlicher Druck“, hört sich besser an) die Portugiesen zwangen, vom Versuch einer sozial gerechteren Gesellschaftsordnung Abstand zu nehmen. Kapitalismus beinhart, alte SPD Schule eben. Die Friedrich-Ebert-Stiftung lieferte die Blaupausen dazu. Eine feine Gesellschaft. Die Ehrlichkeit gebietet, zu erwähnen, dass ich das eine oder andere Mal ebenso vertrauensvoll wie angenehm mit der hiesigen Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen gearbeitet habe. Das Leben ist bunt und selten ein Ponyhof.
Was ist eigentlich von der Nelkenrevolution geblieben?

Zeichen an der Wand (Markthalle in Lagos).
Und die nicht mehr wegzudiskutierende Erinnerung daran und Hoffnung darauf, dass es Zeiten gibt, in denen sich für ein paar Momente das Tor zu einer besseren Welt öffnen kann.
Aber eins, Portugal, das sage ich Dir: wenn das nicht ein bisschen besser wird mit deiner Freundlichkeit, dann wechsle ich mit fliegenden roten Fahnen zum Griechen. Ich hab eure Nelkenrevolution doch nicht versemmelt. Das war die SPD. Die ist an allem schuld.

1 thought on “30.01.2019 – Der natürliche Feind des Portugiesen ist der Gast

  1. Karin Ebner

    Ich bin auch überrascht über die Ungastlichkeit in Portugal, zumal ich so viel Gutes über das Land gehört habe. Außer Porto werde ich es sicher nicht mehr bereisen.

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