21.02.2019 – Luxus für alle


Für flüchtige Notizen. Das Geschenk eines geschätzten Freundes und Kollegen, der weiß, wohin ich denke.
Gestern war der Welttag der sozialen Gerechtigkeit. Er verwehte wie ein dürres Blatt im November, dass welk vom Baum herniedergleitet, einen müden Moment am Boden verharrt, jederzeit gewärtig, vom malmenden Schritt eines Stiefels zu Staub zerbröselt zu werden. Wenn ich zu solchen und anderen Anlässen als Akteur der Wohlfahrtsindustrie öffentlich mahne, fordere, warne etc. pp. wie hier, komme ich mir vor wie Sisyphos. Alle Jahre wieder das gleiche Lied, die gleiche Melodie, ebenso wohltemperiert wie folgenlos. Zur Zeit ist das zentrale Thema nicht nur in der Armutsbekämpfung die Wohnungsnot. Anstatt nun sinnvollerweise, strikt auf dem Boden des Grundgesetzes stehend, die Verstaatlichung aller großen, nicht gemeinnützig arbeitenden Wohnungsbaugesellschaften, womit Mafiabanden wie Deutsche Wohnen und Vonovia gemeint sind, zu fordern, katzbalge ich mich mit professionellen Akteuren aus dem Immobilienbereich um die Gründung einer gemeinnützigen Landeswohnungsbaugesellschaft. Was auch sinnvoll ist, aber für die Malaise wirkt wie ein Pflaster bei einem Beinbruch.
Der Artikel 15 GG lautet:
„Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werde.“
Außerhalb einer randständigen Linken und vernunftbegabter Alternativer ist dieser Artikel nicht mehrheitsfähig (woraus folgt, dass die Mehrheit nicht strikt auf dem Boden des Grundgesetzes steht) und so obsolet wie die Forderung nach Luxus für alle oder einer radikalen Kritik des Fetisch Arbeit. Was möglich wäre.
Kapitalismus ohne Armut, Wachstum und Arbeit geht nicht. Gäbe es keine Armut, wäre ich meinen Job los. Na ja, einen davon. Gibt schlimmeres. Ich halte mich derweil an die Maxime von Coco Chanel, nach der Luxus das Gegenteil von gewöhnlich ist. Über ihr Chanel No. 5 sagte Marylin Monroe: „“Im Bett habe ich nichts weiter an als ein paar Tropfen Chanel No. 5.“
Es gibt schlimmere Schlafanzüge. Und tröstlich für mich, dass wir uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen sollen.
Sonniges Wochenende und dito Gemüt, liebe Leserinnen

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