06.12.2021 – Die Aktion ging friedlich zu Ende. Auf beiden Seiten kam es zu Verletzungen


Journalismus, wie er im Buche steht. Kochbuch oder Telefonbuch, das ist noch nicht raus, ist aber auch egal. Mich interessiert daran nur, was hat im Innern des Autors gearbeitet, rumort, gewütet, damit so eine Fehleistung rauskommt. Alles, was wir sagen, denken, schreiben, ohne jede Ausnahme, jedes Wort, jede Silbe, ja jedes Schweigen zu etwas, jede Fehläußerung hat nicht nur einen Anlass, sondern eine tiefe Ursache, deren wir uns vollumfänglich in den wenigsten Fällen bewusst sind. Dem Kundigen bietet ein Text, ein Statement mitunter mehr Einblick in die Seele des Gegenübers als langwierige Therapiesitzungen, es muss halt nur richtig gelesen werden.
Natürlich hat obiger Fehler mit der üblichen Schluderei im Journalismus zu tun, aber selbst da werden beim eigenen Korrekturlesen noch viele grobe Böcke eliminiert. Warum ausgerechnet dieser nicht, der dem Autor also plausibel erschienen sein muss beim Drüberlesen.
War es die Ambivalenz zwischen Sympathie mit der Aktion, für die es besser gewesen wäre, sie wäre unblutig verlaufen und also wäre es besser, sie als solche zu verkaufen, und zwischen Chronistenpflicht (es gab Verletzte, mehrere) und Wut der Bürgerpresse auf „Chaoten“, die sich nicht an die eherne Regel des Kapitalismus halten, das Privateigentum sei zu lieben und zu ehren, mehr noch als Mutter und Vater? Schlummern nicht in unser aller Brust zwei, drei, viele Seelen? Und leider, oder Göttinseidank, treten sie in Form unserer Texte, Äußerungen dauernd nackt und unverhüllt in das Licht des Erkennens.
Fakt ist, dass diese Besetzung die notwendige Praxis zur Theorie des Blogs vom 02.12.212 bildet . Ohne Praxis ist alle Erkenntnis nur Schall und Rauch.
Fakt ist auch, dass diese Aktion mit Verletzten aufs Schönste die hohle Phrase von FDP, Filosofen und anderen decouvriert, nach der eine Impfpflicht unter allen Umständen ethisch verwerflich sei, weil sie in die körperliche Unversehrtheit eingreife. Bürgerliche Freiheit, sie lebe hoch!
Wo bitteschön, ist deren Rede von körperlicher Unversehrtheit von Obdachlosen, deren einzige bürgerliche Freiheit nach einer Zwangsräumung durch börsennotierte Deutsche Wohnen und Vonovia darin besteht, auf der nächsten Parkbank zu erfrieren?
Alles Lüge, wohin wir schauen.
Meine schönste Fehlleistung, zu der es keines tiefen Blicks in meine Seele bedurfte, ist schon viele, sehr viele Jahre her und geschah in einem Gespräch mit zwei Feministinnen auf einem Campingplatz an der Algarve, als sie noch putzig und unverbaut war. In dem eifrigen, fast zwanghaften Bemühen der gutwilligen Männer im Kampf der Geschlechter, damals, in den glorreichen Hochzeiten der Emanzipation, bloß nix falsch zu machen oder zu sagen, rutschte mir bei der Formulierung des Begriffs „Toleranzgrenze“ folgende bezaubernde und unvergessliche Fehlformulierung über meine Lippen:
„Toleranzschwänze“.

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