30.11.2016 – Ich habe einen schrecklichen Verdacht

herbstlaub
Wenn die Blätter von den Bäumen fallen, neigt der Mensch dazu, individuelle Jahres-Bilanz zu ziehen: besondere Ereignisse, Höhe- und Tiefpunkte, Geld, Gefühle, Job, etc. pp. Als erstes fragt sich die sprachmächtige Zeitgenossin: Wo sollen die Blätter sonst von wech fallen als von den Bäumen? Vom Kirchturm der St. Michaelis Gemeinde, der den Sonntag einläutet? Vom Notenständer?
Jenseits dieses Schlenkers in die Abteilung „Wer bringt den Sprachmüll runter?“ war für mich die Bilanz beim Geld immer am einfachsten: entweder hatte ich weniger als ich brauchte oder mehr. Genauer wollte ich es eigentlich nie wissen.
Ein Gradmesser für meine Rückschau ist in gewisser Weise auch dieser Blog, jedenfalls insofern er sich einigermaßen an der Realität entlang hangelt. Ich versuchte mich zu erinnern, worüber ich im letzten Jahr hier geschrieben hatte, und ein schrecklicher Verdacht keimte in mir auf: Es ging wohl ziemlich oft um Arbeit. Oh Gott, wie einfallslos, spießig und langweilig.
Ich bin zwar in der außerordentlich privilegierten Situation, dass Erwerbsarbeit, Kulturproduktion und das, was ich als zoon politikon vermutlich eh machen würde, bei mir oft zusammenfallen. Ich kann das nicht immer voneinander trennen – sieht man mal von sowas wie der Leibniz Wurst ab – und obendrein redet mir kaum jemand drein, außer Mitglieder von Projekten, die die Inhalte natürlich mitbestimmen. Aber wenn man nichts voneinander trennen kann, wo bleibt da die Differenz? Das ist nicht so platt, wie es sich anhört. Spannung, das Elixier des Lebens, resultiert aus Differenz. Mangelnde Differenz gleich mangelnde Distanz. Mangelnde Distanz gleich mangelnde Selbstreflexion. Ooops.
Also Vorsatz für das neue Jahr: Mehr Distanz, mehr Sinnfreiheit, mehr Absurdes, mehr Lustiges, Satire, Kunst pur etc. pp …
hacke
Vorsätze für das neue Jahr: Mehr Sport treiben? Ich hab doch keinen an der Hacke.
Vorsätze fürs neue Jahr, so weit kommt’s noch.
Als nächstes dann Fünfjahresplan erstellen?! Wo will ich 2021 stehen? Einen Schritt weiter als jetzt?
Super Idee, wo ich eh schon mit einem Bein über der Kiste schwebe und mit dem Anderen am Abgrund nage.

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