02.12.2016 – Das ist dann wohl leider sexistisch zu nennen

Gestern fand im alten Rathaus von Hannover die Verleihung des niedersächsischen Medienpreises der niedersächsischen Landesmedienanstalt NLM statt. Alle waren da
MP
Ich & Stephan. Ich habe das Foto gemacht und Stephan heißt hinten Weil er der niedersächsische MP ist. Das Foto habe ich nur gemacht, um mich wichtig zu machen, in der Hoffnung, dass vom Glanz des niedersächsischen Sonnenkönigs auch etwas auf mich abfällt. Fiel aber nicht. War zu dunkel.
Als Mitglied der Versammlung der NLM hatte ich mich über die Benennung von Tanja Tischewitsch als Laudatorin mokiert unter der Überschrift „Titten & Thesen“. Das hat sich im Nachhinein als Sexismus herausgestellt. An der prinzipiellen Kritik halte ich fest: Durch die Benennung von Tanja Tischewitsch als Laudatorin wird ohne Not ein fragwürdiges Frauenbild und Role Model im Mainstream nobiliert, zumal bei einer Veranstaltung eines öffentlichen Organs, das auf Basis des Grundgesetzes verfasst ist und zu dessen Auftrag die Erziehung zu Medienkompetenz gehört. Dann sich die Jugend ja freuen… Meine implizite Unterstellung, die Silikonimplantate von Frau Tischewitsch würden sich auf die Qualität ihrer Laudatio negativ auswirken, hat sich als falsch herausgestellt und das ist dann wohl leider sexistisch zu nennen. Richtig war hingegen, dass Frau Tischewitsch die lebendigste Laudatio von allen gehalten hat.
tanaj tischewitsch
Tanja Tischewitsch – Laudatio beim Medienpreis.
Sie hatte sichtlich Spaß auf der Bühne, und hat damit den Preis als das gekennzeichnet, was er in Wirklichkeit ist: eine nicht ganz ernstzunehmende Werbeveranstaltung, mit dem angenehmen Nebeneffekt, Journalistinnen zu Qualität zu motivieren.
jägermeister
Jägermeister für alle am Ausgang.
Mir gefiel der Party. Ich muss auch nicht immer kritisch unterwegs sein. Das Büffet war gut und mein Highlight: Ich probierte einen Wein und brach spontan in den Ruf aus: Sylvaner. Was soll ich sagen?
Es war Sylvaner.
Mein Tiefpunkt: ich hatte mich auf Alexander Kluge als Laudator gefreut. Nun kann man in 3:30 Minuten schwerlich eine tiefgründige Laudatio entfalten. Kluge versuchte sein Bestes, mit Hinweis auf die Antigone, aber man merkte, dass er 85 ist. Irgendwann ist halt gut mit Öffentlichkeit.
Ich fand das ähnlich deprimierend, wie Musiklegenden der Jugend nach Jahrzehnten wieder zu begutachten. Das geht fast nie gut. Aufgüsse von Erinnerungen dekonstruieren den Mythos.
Heute Nacht hatte ich einen Traum: Bei der Medienpreisverleihung 2017 kommt Stephan (!) auf mich zu, schüttelt mir die Hand und sagt: „Super, dass Du auch da bist!“
Ich sollte darüber offen und angstfrei mit meiner Therapeutin reden. Bis dahin bitte ich Sie liebe Leserinnen, diesen Traum nicht weiter zu erzählen.

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