
Bierpinsel, Berlin Steglitz. Bierpinsel ist ein klassischer Berolinismus, vulgo Volksmund, Berliner Schnauze. Siehe auch Schwangere Auster für das Haus der Kulturen der Welt.
Der Bierpinsel ist eins der wenigen Gebäude in Berlin im Pop Art Stil. Pop Art war in den Sechzigern die vorherrschende Kunst- und Moderichtung im Westen, trotzdem fällt mir an Gebäuden dieser Ausrichtung hier nur noch der U-Bahnhof Fehrbelliner Platz ein. Komisch. Warum das wohl so ist? Nicht, dass das ein Mangel wäre. Der Bierpinsel ist von so makelloser Hässlichkeit, dass er mich sofort in seinen Bann zog

Ich umkreiste ihn, bestaunend aus allen Perspektiven.

Ergötzte mich an Details wie vermeintlichen Schießscharten. Wollte ihn natürlich besteigen, in ihn eindringen, dem Geheimnis seiner Aura nachsteigen.
Kann man vergessen. Das Spekulationsobjekt
(letzter Stand: soll ein Co-working Space werden. Was sonst…) ist seit Jahren dicht, pleite. Alles abgeriegelt, in schäbigen Ecken lagert Müll, beissender Uringestank, der sich überhaupt bei der seit Monaten anhaltenden Dampfhitze zu einer leitmotivischen Berliner Geruchsfahne entwickelt, die einen überall umweht. Dieser Sommer, in wievielen Oden des Alltags wurde er schon besungen, verflucht, von mir keine weitere dazu. Wir werden uns daran gewöhnen müssen und fangen jetzt damit an.
22.08.2022 – Wenn Ihr nicht werdet wie die Nachtkerze, werdet Ihr verbrennen in der Sonne des Schreckens

Die Nachtkerze ist ein Nachtblüher. Sie öffnet ihre gelben Blüten erst in der Abenddämmerung und lockt mit ihrem betörenden Duft Nachtfalter und andere Insekten an. Außerdem ist sie essbar, wurde früher ähnlich Schwarzwurzeln als Gemüse verwendet. Ich scanne den Garten schon mal als Vorratsspeicher, für harte Zeiten. Im Moment aber erfreue ich mich auf ästhetischer Ebene am floralen Angebot. Das leuchtende Gelb der Nachtkerze strahlt umso glänzender als man den anderen Pflanzen im fahlen Morgenlicht noch ihre nächtliche Ermattung ansieht. Und angesichts der Tatsache, dass wir wohl in den heißesten Sommer seit Wetteraufzeichnung reinschwitzen, ist die Nachtkerze ein Menetekel. Gemahnt sie uns doch, unser Leben an die Klimakatastrophe, die nicht vor der Tür, sondern auf der Schwelle steht, anzupassen. Unter anderem mit Änderungen unseres Lebensrhythmus. Die Nacht zum Tage machen. Allerdings anders als in notorischen Partyzeiten seliger Jugend. Und im Winter Heizung sparen. Drei Monate im Süden, Kreta, Matala, auf den Spuren von Bob Dylan und Joni Mitchell, in Höhlen hausen. Nächster Halt Höhlenhausen, Endstation Sehnsucht.
Von Hippies ist es nur ein kleiner Schritt zu den Revoluzzern von 68ff. Was macht zum Beispiel Ba-Wü-MP Wilfried Kretschmann, ex Maoist des KBW = Kommunistischer Bund Westdeutschland, der die Massen vom Joch des Kapitalismus befreien wollte? Heute empfiehlt er nach Hinweis auf eigenes E-Auto und Photovoltaikanlage, dem Pöbel, sorry, den Massen, den Gebrauch von Waschlappen, zwecks Duschvermeidender Kostendämpfung.
Vielleicht ist der Header des heutigen Blogs kein düsterer Vorgriff auf Armageddon, sondern eher eine Verheißung auf Endigung des irdischen Jammertals. Wenn Ihr nicht werdet wie die Nachtkerze, werdet Ihr verbrennen in der Sonne des Schreckens. Schön wär’s ja, angesichts des real existierenden KBW = Kommunistischer Bund Waschlappen. Was für ein Schmierentheater ist die Welt. Schattigen Start in die Woche, liebe Leserinnen.
19.08.2022 – Der Kopf stinkt vom Fisch her

Die Pflanzen, alle überragend die Sonnenblumen „Goldener Neger„, sind so dicht arrangiert, dass sie mich beim Gang in den Garten berühren. Da ich aus religiösen Gründen beim morgendlichen ersten Gang nur eine rechte Socke trage, ist das ein prickelndes Gefühl auf der Haut, wenn die Blätter noch regenschwer sind, was extrem selten vorkommt, oder vom Morgentau benetzt. Uh, denke ich dann mitunter, ist ja wie im Urwald. Das kann man kindisch, kitschig, wie auch immer nennen, eins ist es nicht: Naturverbunden. Die Natur ist uns schon lange mehr kein ursprünglicher Lebensraum mehr. Wir sind ihr völlig entfremdet. Mir ist sie Inszenierung, Spektakel, Fluchtort, Erholung, vieles, aber kein Ort der natürlichen Aneignung. Der Mensch wurde zum zivilisierten und dann wieder barbarischen Wesen im Kampf gegen die Natur. Das hautsächlich unterscheidet ihn vom Tier: Die kollektive, planvolle, zielgerichtete Aneignung von Natur, mittels Werkzeug, aus denen später Waffen wurden, und mittels Geist, Intellekt. Die Ethik spielte hier erst spät eine Rolle, in unseren Tagen. Als es zu spät dafür war.
In diesem Prozess entstand Arbeit, die zentrale Bedingung für die Entstehung von Zivilisation, Kapitalismus, Demokratie und nachfolgend Untergang der drei Erstgenannten. Macht Euch die Erde untertan. Koste es, was es wolle und sei es Euer eigener Untergang. Dieser Prozess stinkt natürlich zum Himmel, gerade medial aufspektakelt an der Oder. Vielleicht wird die Ursache für das Fischsterben dort, womöglich eine „Jahrhundertkatastrophe“, nie ganz aufgeklärt. Gut möglich, dass es multikausal ist. Einleitung von Giften und Salzen, die extremes Algenwachstum anstoßen, die wiederum eigene Gifte absondern. Also würde auch hier die Natur, entgegen ihrem ursprünglichen Zustand, selbst zum Killer, von außen angestoßen. Und das ist erst der Anfang.
Ein bestialischer Gestank muss bei dem Wetter da aufkommen, wenn Tonnen von Fischen verfaulen. Bis vor ein paar Jahren war ein gut frequentierter Italiener mein Nachbar. Sommers, wenn die Mülltonnen draußen standen, biss mitunter im Vorbeikommen übler Fischgestank von Essensresten in meine Nase.
Übler Gestank weht auch aus dem Kanzleramt, wo ein mafioser Hanswurst und eine moralische Nulllösung Hausherr ist. Noch. Vom Kapital bis auf die Knochen korrumpiert und ein erbärmlicher Feigling. Der nach seinem kompletten Versagen im Holocaust-Skandal bei der PK mit dem Chef der Palästina-Terroristen (wobei die Fatah Waisenknaben sind im Unterschied zu den Faschisten von der Hamas) seinem ebenso erbärmlichen Pressesprecher die Schuld in die Schuhe schiebt. Und so blöd ist, dass er nicht merkt, wie diese Feigheit noch übler der hiesigen Öffentlichkeit aufstößt, was eindeutig gegen die hiesige Öffentlichkeit spricht, als der eigentliche Skandal: Dass ein notorischer Holocaustleugner und Antisemit wie Mahmud Abbas überhaupt nach Deutschland einreisen darf.
Von was für Figuren wir regiert werden … Scholz Oder die Fische. Der Kopf stinkt vom Fisch her.
16.08.2022 – Die Kernseife der Medaille

Das Pack, auf Tour. Plakat in Kreuzberg.
„Wir“ in Mitteleuropa, in der BRD, leben auf einer Insel der Glückseligen. Die Meisten jedenfalls, ca. 30 Prozent in Wohlstand, ca. 30 Prozent in der noch relativ gesicherten Fahrstuhlzone, wo Aufstieg nach oben möglich, aber Absturz nach unten wahrscheinlicher ist, 40 Prozent sind prekär, haben keine Rücklagen, sind verschuldet, arm. Aber im Weltmaßstab geht’s „uns“ Gold. Noch. Wir leben in Frieden, Freiheit, Wohlstand, Demokratie. Wir nennen dieses ganze Gesumse meistens Marktwirtschaft. Lieber nicht so, was es eigentlich ist: Kapitalismus. Das würde die Kinder vor dem Schlafengehen ängstigen. Kapitalismus hat einen Beiklang vom Schwarzen Mann, irgendwie gruselig, bedrohlich, nix genaues weiß man darüber nicht, wo kommt der her, was macht der so, was will der überhaupt. Aber Gutes ist von dem nicht zu erwarten. Das wabert diffus in der Mehrheitsgesellschaft so rum.
Die durchaus dankbar und erfreut ist, wenn in ihrer Bürgerpresse in der Sonntagsbeilage oder im Feuilleton der Chef einem rebellischen Jungredakteur Raum gibt, mal so richtig gegen den Kapitalismus abzuledern und dass man den doch mal irgendwie bändigen müsste, ihm Zügel anlegen oder gar menschlich machen sollte, denn es stünde ja die Zukunft auf dem Spiel und das böse Klima und die ganze Ungerechtigkeit etc. pp. Jaul, kreisch, jammer, Zetermordio. Würde Donald sagen.
Wäre ich Herausgeber dieses Organs, würde ich die rebellische Jungredakteurin zu mir rufen und ungefähr so sprechen:
„Junge Frau, was Sie in Ihrer Freizeit tun, ist mir egal, aber im Dienst unterlassen Sie bitte das Kiffen. Und beim Abfassen Ihres Artikels müssen Sie ja ganz offensichtlich bekifft gewesen sein, wie anders ist der Blödsinn, den Sie da verzapfen, zu erklären? Kapitalismus bändigen, Zügel anlegen, menschlich machen? Wollen Sie demnächst auch die Abschaffung der Schwerkraft fordern oder zu Hause in Ihrer Kifferhöhle Zahnpasta wieder in die Tube zurückdrücken? Der Kapitalismus ist seinem Wesen nach zerstörerisch, er beruht auf mörderischer Konkurrenz und Gier. Wenn das ausgeschaltet ist, heißt die Veranstaltung nicht mehr Kapitalismus. Demzufolge sind die heutigen Krisen, vor allem die Klimakrise, nicht mit den Mitteln des Kapitalismus zu lösen oder auch nur zu bändigen, im Gegenteil, er nährt sich von diesen. Bis zu seinem Untergang.“
Dann würde ich der hoffnungsvollen Jungredakteurin einen blauen Band über den Schreibtisch schieben. „Da steht das im Wesentlichen drin. Das Kapital. Von Karl Marx“. Und im Rausgehen würde ich ihr hinterherrufen:
„Sie werden Ihren Weg machen. Sie sind rebellisch. Das wird in unserem Hause geschätzt.“
Man soll das Personal ja auch loben. Ich halte das für Sozialklimbim. Aber wenn’s die Laune hebt. Und bevor sie endgültig draußen wäre, sie kennen diese Szeneabfolge ja aus Filmen, Hand auf der Türklinke und dann kommt noch ein Spruch, ein fundamentaler, der die Handlung vorantreibt:
„Ach, eins noch. Unsere Krisen, vor allem die Klimakrise, sind auch mit den Mitteln der Demokratie nicht mehr zu lösen. Das ist die Kernseife der Medaille.“
Schnitt.
15.08.2022 – Ich kann das Brandenburger Tor nicht mehr sehen

Ist aber manchmal nicht zu vermeiden, bei Großdemos auf der „Straße des 17. Juni“ z. B. oder wenn die Kunst ruft, in Gestalt der Akademie der Künste als ein Spielort der Berliner Biennale . Es wäre sinnvoller gewesen, meinen Haaren bei Ausfallen zuzugucken als mir das Geschmiere in der Akademie anzutun. Auf riesigen Lappen, die von der Decke hängen, sind irgendwelche Diagramme, Stammbäume, Entwicklungen gekritzelt, die irgendwas verdeutlichen sollen, Kolonialismus, Kapitalismus, alles Übel dieser Welt halt, von Adam – ohne Eva – bis Heute und Morgen. Was Künstlerinnen halt so kritzeln, wenn sie keine klaren Gedanken fassen können und dieses Unvermögen auch noch in Worte kleiden wollen, aber zu dumm oder zu faul für ein Manifest sind. Manifeste waren früher in solchen Kreisen sehr beliebt. Ich hab auch mal eins verfasst. Gegen das massenhafte Verfassen von Manifesten.
Sonst hängt in der Akademie zur Biennale: Nichts. Nur ein einsamer Feuerlöscher.
Zornbebend schritt ich von dannen, an der Kasse meine Meinung hinterlassend: „Das ist Beschiss am zahlenden Kunden.“
Es ist eine zunehmende Unsitte in der zeitgenössischen Kunst, irgendwelche Diagramme zu kritzeln und wehrlose Wände damit vollzukleistern, oft als Ergebnis von Recherchen und Dokumentationen, gerne auch im Kollektiv. Was dabei rauskommt, ist auf der Documenta zu beobachten, siehe Ruangrupa. Nichts gegen Kunst, die sich in die Wirklichkeit begibt. Im Gegenteil, schon Bert Brecht und Walter Benjamin haben das gefordert, anknüpfend an die sowjetische Avantgarde um Wladimir Tretjakov. Und Nichts anderes als eingreifende Kulturproduktion mache ich seit Jahrhunderten. Raus auf die Straße, da tobt das Leben, nicht zwischen zwei Buchdeckeln oder auf einer Leinwand. Aber das muss dann auch ein ästhetisches Eigenleben haben, visuelle Kraft, Imagination, Transzendenz, bei aller Parteilichkeit.
Was in der Akademie der Künste hängt, ist Fortsetzung der Soziologie mit anderen Mitteln, eine Kastration der Kunst.
Dass es auch anders zeigt, zeigt die Biennale selbst, im KW Kunst-Werke Berlin.

Optische Opulenz.
Das Kunstthema heuer ist Dekolonisation, also der Prozess der Aneignung und gewaltsamen Eroberung und Unterdrückung der Welt durch weiße, zuerst europäische und männliche Eroberer und der langsame Ablösungsprozess von dieser Entwicklung. Dass sich dadurch linker Antisemitismus mal wieder Bahn bricht, der offensichtlich unter Kunstbolschewisten noch stärker als im Rest vertreten ist, ist die Kehrseite dieser Medaille. Hier wird versucht, die Singularität des Holocaust zu negieren, in dem der als ein Ereignis neben vielen mörderischen weißen, in dem Fall zufällig deutschen, räuberischen Vernichtungsfeldzügen gesehen wird, im Holocaust-Fall in Osteuropa.
Bei aller Grausamkeit der spanischen Conquistadoren oder bei der Vernichtung der indigenen Bevölkerung in Amerika: Die Gleichsetzung mit dem geplanten und durchgeführten industriellen Massenmord der Nazis an 6 Millionen Juden, Sinti und Rom ist geschichtsklitternd und moralisch verkommen, das ist wahnhafter Antisemitismus. Kolonialismus kannte viele Ziele: Ausbeutung, Unterwerfung, Aneignung, Fraternisierung etc. pp. Der Holocaust kannte nur ein Ziel: Vernichtung.
In diese zeitgenössische Dekolonisations-Kunstfalle nicht getappt zu sein, auch das ist ein Verdient der KW, die der Shoah breiten und überaus beeindruckenden Raum einräumen.
Und so lohnt sie sich trotz allen Ärgerns immer wieder, die Kunst.
12.08.2022 – Am Vorabend

Die Ernährungssituation des verdienten Kollektivs der Berliner Hausgemeinschaft Yorckstr. konnte durch die Anschaffung der Dosen Marke Soljanka und NVA-Suppe am Vorabend des Jahrestages des Baus des antifaschistischen Schutzwalls substanziell verbessert werden. Die Anschaffung wurde von allen Mitgliedern des Kollektivs begrüßt, dient sie doch im Geiste der Völkerfreundschaft auch dem Erhalt des in letzter Zeit durch die Aktivitäten des Klassenfeindes zunehmend bedrohten Weltfriedens.
Das Kollektiv der Yorckstr. steht fest an der Seite der Arbeiterinnenklasse und wird sich davon auch nicht durch die Hetze der Systempresse der Bonner Ultras und ihrer Spiessgesellen in der Partei der Arbeiterverräter, der SPD, und den grünlackierten Neoliberalen von den Grünen abhalten lassen. Rotfront!
Letzte Meldung aus der geteilten Stadt: in ersten Berliner Supermärkten werden Lebensmittel mit Diebstahlssicherungen versehen. Die Krise nimmt immer mehr Gestalt an. Die Teilung wird immer tiefer, zwischen Arm und Reich.
Obige Dosen gibt es übrigens im HO (im Jargon des Klassenfeindes: Rewe) Ostbahnhof in Friedrichshain.
Wer unter 50 ist, kann mit dem Sprachduktus des heutigen Blogs aus der Zeit des Kalten Kriegs im geteilten Deutschland nichts anfangen. Interessant wird sein, welchen Blick wir in späteren Jahrzehnten auf die veröffentlichten Sprachebenen der heutigen Krisen werfen.
11.08.2022 – Hungern oder Frieren

Plakate Landtagswahl Niedersachsen 09.10.2022
Das Plakat der Linken bringt es auf den Punkt. Für weit mehr als zwei Millionen Menschen in Niedersachsen stellt sich die Frage: Kann ich mir Essen und Heizung in diesem Winter noch leisten? Hungern oder Frieren? 1,3 Millionen sind arm, ca. 800.000 arbeiten im Niedriglohnsektor, sind in prekären Jobs und dazu kommen jene, die knapp oberhalb dieser Kategorien liegen und zu jenen 40 Prozent gehören, die nicht genug Rücklagen haben, um eine kurze Notsituation zu überbrücken.
Die Wahl wird so ausgehen: Die Linke wird den Einzug in den Landtag deutlich verfehlen, mit ca. 3 Prozent, die AfD wird mehr als das Doppelte an Stimmen erhalten.
Da ist viel Eigenverschulden, nirgendwo sind die internen Grabenkämpfe so hasserfüllt stalinistisch wie bei der Linken, nirgendwo gibt es so viele Gestörte, die eher in die Klappsmühle als in eine Partei gehören als da. Aber andere Parteien sind da nur graduell besser und haben als Ausgleich dafür das höhere kriminelle Potential, siehe Cum-Ex-Kanzler Scholz, der über dem Abgrund wandelt nach dieser kriminellen Steuerbetrugsgeschichte. Er wandelt da übrigens nicht, weil das, was seine Hamburger Mafia-SPD da jahrelang exerziert hat, strafbar wäre. Das ist es, aber das interessiert kein Schwein. Otto Normalverbraucher ist viel zu dumm, um zu verstehen, was da gelaufen ist und mit Steuerbetrug verliert man keine Wahlen. Das finden die Wählerinnen eher tricky sympathisch. Scholz kann deshalb seinen Job verlieren, weil er unterwegs in irgendeinem Ausschuss gelogen hat und das nachweisbar wird. Der steht in der nächsten Ausschusssitzung zum Cum-Ex-Skandal unter einem Stress, den ich nicht haben möchte. Acht Stunden und länger, kein falsches Wort sagen. Sowas halte ich keine 8 Minuten durch.
Back to the left. Denen graben natürlich auch solche pseudohippen Parteien wie die neoliberalen Europa-Schwurbler von Volt und die Piraten das Wasser ab. Coole Bärte-Träger wählen Volt, selbst wenn sie als Radler bei irgendeinem Pizzabringedienst schlicht und einfach einkommensarm sind. Aber irgendwas mit Europablablabla wählen. Wenn überhaupt.
Und die Piraten wollen Forschung fördern. Gut, dass das kein Schwein interessiert und die unter 1 % bleiben, sonst würde ich mal kritisch fragen, was denn für Forschung in wessen Interesse? Impfstoffe? Super. Waffensysteme? Vielleicht nicht so prickelnd.
Und so werden wir ab dem 9.10 eine ungestört vor sich wurstelnde (mit Tofuelementen!) rotgrüne Koalition haben, die im Landtag nur Gegenwind von rechts kriegt. Na ja, umgekehrt wär’s schlimmer.
Mir tun nur die Aktiven und Engagierten in der Linken leid, derer immer weniger werden, weil immer mehr von der Roten Fahne gehen. Die Engagierten reiben sich auf kommunaler Ebene, ehrenamtlich, oft auf, und werden angepöbelt, bedroht, beleidigt.
Es ist die alte Leier, je schlimmer die Verhältnisse werden, desto trüber die Aussichten für solidarische Gegenentwürfe. Wir werden keinen heißen Herbst kriegen, die meisten Betroffenen werden resigniert und verbittert in ihren kalten Buden hocken. Aber es wird sich einiges auf den Straßen tun. Und das wird der Mob sein, der marschiert.
Aber noch taucht das warme Spätsommerlicht in der milden Abenddämmerung alles in einen heiter-rosigen Schimmer, wer wollte da Böses denken. Was bleibt: Hut ziehen vor den oben beschriebenen Engagierten und ein kleines Dankeschön. Ich hätte dafür nicht die Nerven. Meine Vorstellung von Dantes Inferno: Ich bin Mitglied einer Partei und sitze Abend für Abend in einer Kreisparteitagssitzung ….
09.08.2022 – On the road again

Aktion „Hungern oder Frieren?“ vor dem niedersächsischen Finanzministerium. Es geht um das Schicksal von Millionen Menschen im Winter 22/23, die mangels Geldes als Folge von Inflation und Energieknappheit vor die Frage gestellt werden: Hungern oder Frieren? Heize ich oder kaufe ich Essen? Die Hintergründe dazu in dem feinen Artikel von Thomas Strünkelnberg von der dpa.
Artikel und Meldungen über die eigene Arbeit von der Deutschen Presse-Agentur dpa werden von zahlreichen Medien direkt übernommen oder sie bilden den Anstoß dafür, eigene Artikel, Beiträge zu verfassen. Insofern sind diese Meldungen und Artikel der dpa Gold wert.
Wie sonst als über mediale Öffentlichkeit ist Aufklärung und Druck zu erzeugen? Die Straße als Ort für Demo-Druckerzeugung kommt theoretisch auch noch in Frage, aber bei der derzeitigen Verfasstheit der Gesellschaft gruselt mich eher bei dem Gedanken. Zur Zeit marschiert eher der Mob.
Wer ein Anliegen hat, kann einen Stand in der City machen und Flugis verteilen. Im günstigsten Fall erreicht man damit ein paar Hundert Leute. Mit einem Bericht bei NDR Hallo Niedersachsen z. B. erreicht man über eine Million und das guckt gerade in Wahlkampfzeiten wie in Niedersachsen, wo am 09.10 gewählt wird, jede Landespolitikerin. Insofern hat die Antwort der Pressesprecherin des Finanzministeriums bei der Aktion auf meine Bemerkung: „Wir würden uns freuen, wenn Finanzministerin Hilbers unsere Forderungen übernimmt“ realen Gehalt, als sie sagte: „Das hängt vom Druck ab.“
Keine politische Position ist in Stein gemeißelt, siehe Atomaussteig und Grüne. Und schon gar nicht die Einhaltung der Schuldenbremse. Diese Position wird von ihren neoliberalen Apologeten besinnungslos wie ein Mantra runtergeleiert. Schuldenbremse einhalten, um die kommenden Generationen nicht zu belasten. Aha. Deshalb sollen wir also unsere Schulen verfallen lassen, das Gesundheitssystem verrotten, die Brücken zerbröseln und das Klima vor die Hunde gehen lassen, damit wir jetzt keine Kredite aufnehmen. Die so billig sind wie selten und mit den derzeitig sprudelnden Steuereinnahmen mit links getilgt werden können.
Als Dienstwagen riesige Benzinerlimousinen fahren und mir was von kommenden Generationen erzählen. Bei sowas krieg ich Pickel im Hirn.
Es ist also eine Frage des Drucks. Aber leider sind die Akteure, die den Druck aufbauen sollten, könnten, müssten, teilweise sowas von träge … Da fehlt es oft an Empathie oder soziologischer Phantasie, sich vorzustellen, was im Winter bei Millionen Menschen passieren kann. Frieren oder Hungern.
Was bleibt von der Aktion? Für mich unter anderem ein Flashback der besonderen Art. Beim Probeaufbau des Zeltes tauchten Bilder in mir auf, ich als Hippie mit Zelt auf dem Rücken und dem Daumen im Wind. Sweet Hitch Hiker.
Falls Sie mal drei Monate hier nix von mir hören, wissen Sie, woran es liegt. On the road again

05.08.2022 – Wer das beschädigt, wird erschossen.

Aus der Ausstellung Werbepause – the art of subvertising. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Die praktische Umsetzung der Skulptur im Beitrag vom 03.08.2022 in die Stadtöffentlichkeit.
Es geht in der Ausstellung um Gegenöffentlichkeit und künstlerische Intervention, das Eingreifen. Zitat: „Subvertising (auch bekannt als Adbusting) kann als eine Handlung definiert werden, die den Zweck der Werbung stört. Es ist der Versuch, in die visuelle Landschaft einzugreifen und die kapitalozentrische Hegemonie im öffentlichen Raum zu untergraben.“
Also: Wir öffnen Werbekästen in der Stadt, entfernen den hirnbeleidigenden Dreck, der da drinnen hängt und mitverantwortlich dafür ist, dass wir mit unserem pathologischen Konsumverhalten die Lebensbedingungen unseres Planeten zerstören, und ersetzen ihn. Durch etwas, das zum Nachdenken anregt, siehe oben, und nicht dazu, in den nächsten Shop zu rennen und Müll zu konsumieren. Wie machen wir das?

So. Hängt in der Ausstellung, ist ein Aufruf zu einer Straftat. Wenn man es wörtlich nimmt. Nimmt man es als Kunst, sieht die Sache anders aus. Dann ist es ein Beitrag zur Diskussion über das Spannungsfeld von Legalität und Legitimität. Der Tagesspiegel ließ in der Rezension über die Ausstellung die Feuilleton-liberale Maske fallen und bellte beinhart das Kapital-treue Credo: Eigentum ist unverletzlich. Wer das beschädigt, wird erschossen. Hat er natürlich nicht geschrieben, das ist nur eine meiner Infamien. Aber die gesamte Rezension beschäftigte sich ausschließlich damit, dass hier öffentliche Fördergelder zur Finanzierung für Aufrufe zu Straftaten verwendet wurden. Nicht eine Silbe zur gesellschaftlichen Legitimität des Ausstellungs-Anliegens.
Die Ausstellung besitzt übrigens hohe künstlerische Opulenz und Autonomie, handwerkliche Kompetenz, Originalität. Eins meiner Lieblingsbilder, es geht natürlich nicht nur um die perversen Kinderficker der katholischen Kirche:

Ruin Air. Allen Billigfliegern und der Welt als memento mori zugeeignet.
Für solche Ausstellungen brauchen die Verantwortlichen Mut. Wenn man dafür in den Medien angepisst wird, zieht beim nächsten Projekt die Kultusbehörde unter Umständen den Schwanz ein und verweigert Fördermittel. Es sei denn, man hat da Bündnispartnerinnen, die nicht völlig verblödet und versteinert sind. Wie in Berlin.
Einen besseren Ort als Bethanien am Mariannenplatz gibt es für die Ausstellung nicht. Das Bethanien war eine der ersten Besetzungen vor über 50 Jahren.
Rio Reiser darüber im Georg-Rauch-Haus Song :
Der Mariannenplatz war blau, soviel Bullen waren da
Und Mensch Meier musste heulen, das war wohl das Tränengas
Und er fragte irgendeinen: „Sag mal, ist hier heut ’n Fest?“
„Sowas ähnliches“, sagte einer, „das Bethanien wird besetzt“
(Die letzten beiden Zeilen werden im Bolzenschneider-Bild oben zitiert, der Preis 19.71 € ist eine Anspielung auf das Jahr der Besetzung.)
Der genius loci vom Bethanien ergreift jedes Mal Besitz von mir, wenn ich durch dessen Hallen wandele, eine ganz eigene Gefühlsmischung. Steine können doch singen.
Allerdings hatte die Ausstellung einen bitteren Wermutstropfen inne, dazu später mehr.
Genug geschwafelt. Ich muss jetzt Flüge nach Korfu checken.
Möglichst billig.
03.08.2022 – Sind Sie Durchschnitt?

Ausstellung Werbepause – the art of subvertising. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Eintritt frei. Eine der spannendsten Ausstellungen der letzten Jahre. Mehr demnächst dazu.
Ist es Ihr Bestreben, liebe Leserinnen, Durchschnitt zu sein? Es gibt sicher viele Menschen, die durchschnittlich sind und auch nichts anderes wollen. Nicht Abweichen von der Norm. Sie würden vermutlich anderes von sich behaupten. Durchschnittlich? Ich? Auf keinen Fall. Aber sie sind es und wollen es auch sein. Und das ist ohne jede Ironie gut so. Es ist auch so schon anstrengend genug in einer Gesellschaft, in der Millionen maximal individuell sein wollen, auffallen um jeden Preis, prominent für einen Tag etc. pp. Deshalb laufen ja auch Millionen Tätowierte und Gepiercte rum.
Wie sieht das Durchschnittsdeutsche aus? (Zahlen von 2016, die Krise dürfte einiges geändert haben). Wer eine Vollzeitbeschäftigung hat, verdient etwas mehr als 3000 Euro brutto. In Deutschland werden pro Haushalt im Durchschnitt monatlich 860 Euro für die Miete des Wohnraums ausgegeben. In diesem Mietbetrag sind Energie- und Instandhaltungskosten inklusive. 332 Euro werden für Lebensmittel ausgegeben. In dem Betrag enthalten sind auch 42 Euro für Genussmittel wie Tabak oder Alkohol. Verzehrt werden pro Kopf auf Jahressicht 227 Eier, 97 Kilogramm Gemüse und 86,9 Kilogramm Fleisch (am meisten davon Schweinefleisch mit 52,1 Kilogramm, Rind und Kalb kommen auf einen Anteil von 12,7 Kilogramm). Für Kleidung und Schuhe gibt der Deutsche Durchschnittshaushalt pro Monat 107 Euro aus, wobei Paare ohne Kinder im Schnitt 120 Euro und Paare mit Kindern im Schnitt 178 Euro ausgeben. Für den Transport / Verkehr muss der Durchschnittshaushalt pro Monat 325 Euro aufwenden (Auto inklusive, d. A.) Zum Großteil besteht das Leben des Durchschnittsdeutschen aus Arbeit und Schlaf. Nach einem Arbeitstag als normaler Durchschnittsangestellter von 7 Stunden und 1 Minute bleiben dem Deutschen im Durchschnitt 1 Stunde und 6 Minuten pro Tag für soziale Kontakte. Zum Fernsehen hingegen hat er rund 2,5 Stunden Zeit übrig. Für das tägliche Essen verwendet der Durchschnittsdeutsche 1,41 Stunden seiner Zeit. Für seinen Schlaf stehen ihm sogar 8,29 Stunden pro Nacht zur Verfügung.
Da ist nichts dabei, was ich besonders ätzend oder erstrebenswert finde. Durchschnitt halt. Eine andere, aktuelle Zahl hat mich aber nachdenklich gemacht und in mir für einen Moment den Impuls ausgelöst, mal Durchschnitt zu sein.
Das durchschnittliche Haushaltsvermögen beträgt aktuell 420.000 Euro.
(Der Median, das mittlere Vermögen also, liegt bei 120.000 Euro. Das ist jenes Vermögen das genau in der Mitte liegt.)
Beim Durchschnitt reißen die extremen Vermögen der Superreichen (ab 30 Mio.) die Zahl so außergewöhnlich nach oben, wie das bisher niemand vermutet hätte. Und da liegt noch eine hohe Dunkelziffer drüber. Kapital ist bekanntlich scheu wie ein Reh. Welches aber durchaus mit einem Blattschuss erlegt werden kann.
Der Reichtum in unserer Gesellschaft wird völlig unterschätzt, absolut unzureichend erfasst und schamlos bevorteilt.
Ich würd ja nicht meckern. Wäre ich einmal in meinem Leben Durchschnitt. Ich bitte jetzt all die Leserinnen um ein Handzeichen, die Durchschnitt sind.
Danke. Sonnigen Tag.

Noch was aus der Ausstellung. Bitte genauer hingucken. Wie immer bei Kunst