
Henry-Ford-Gebäude, FU Berlin, Dahlem. Henry Ford, der legendäre Automogul, war Antisemit, Hitler-Verehrer und Nazi bis auf die morschen Knochen. Die FU Berlin war ein zentraler Ausgangspunkt des 68er Aufbruchs, Ort legendärer Diskussionen (Rudi Dutschke) und Kontroversen, Heimat vieler linker, geisteswissenschaftlicher Ikonen wie Johannes Agnoli und Peter Szondi, nach denen Institutsgebäude benannt sind. Kaum etwas steht bezeichnender für den Paradigmenwechsel der Republik nach dem Fall der Mauer, als die Tatsache, dass das zentrale Gebäude der FU nach seiner Wiedereröffnung 2007 unbehelligt so benannt werden konnte. Mühselig verbrämt von den neuen Antisemiten aus „unserer “ Elite mit der Lüge, dass ja der Bau nach Henry Ford II benannt sei. Steht nirgendwo und ist frech an den Haaren herbeigezogen.
Architektonisch ist das Gebäude eine Augenweide, wie überhaupt der ganze riesige Campus in Dahlem von Schönheit, Klarheit, Helligkeit geprägt ist, ein Ort des entspannten, heiteren Flanierens par excellence.
Wäre da für mich nicht diese dauernde, nagende Irritation gewesen. Die Studierenden alle so ordentlich, nett, proper, diese Sauberkeit allenthalben, keine Transparente, keine weggeworfenen Flugis oder Pamphlete , die der Wind über den Campus trieb. Und nicht ein gottverdammtes Graffiti! Wie kann es sein, dass an diesem Ort, an diesem Gebäude mit dem Namen eines Scheiss-Nazis nicht ein einziges Graffiti das thematisiert und dieser verlogenen Fassade aus vermeintlicher Schönheit einen Hauch der Aura von Dreck, Destruktion und Obstruktion verleiht.
Wenn diese Studierenden-Welt da, diese Jugend, unsere Zukunft ist, möchte ich lieber keine haben. Fluchend verliess ich mit meinem Klapprad diese Parallelwelt und quälte mich im Benzingestank des Feierabendverkehrs in brütender Hitze über den Hohenzollerndamm nach Kreuzberg zurück, dort, wo die Mühseligen und Beladenen dieser Welt vor dem türkischen Imbiss in unserem Haus, Hades genannt, Feierabendbiere verklappten. Endlich Zuhause.










