20.11.2024 – Olaf Scholz Schlebaz: Schlechtester Bundeskanzler aller Zeiten


Werbepause. Wer wollte sein Portrait nicht so veröffentlicht sehen. Scholz läuft in der öffentlichen Wahrnehmung als Schlebaz sogar dem bisherigen Kandidaten Kurt-Georg Kiesinger den Rang ab, einem alten Nazi als Bundeskanzler von 1966 – 69, dessen herausragende Leistung der Empfang einer Backpfeife von Beate Klarsfeld war. Den hatte aber wenigstens noch seine Partei, die CDU, getragen. Das würde die SPD Scholz auch gerne, auf Händen tragen. Aber aus dem Status als Kandidat heraus.
Scholz ist der Protoptyp des postmodernen Politikers. Aalglatt, neoliberaler Co-manager des Kapitals, ein Mann ohne Eigenschaften, farblos, intrigant, bereit, jedes Ideal zu verraten (er war einer der Architekten und Organisatoren der Agenda 2010, gemeinsam mit Schröders ehemaligem Büroboten Steinmeier), Teflonbeschichtet, selbst der Cum-Ex-Skandal perlt an ihm ab, dieser Mann ist eine Ikone des Politgrusels. Alle prügeln auf ihn ein, und dazu kann man nur sagen: Zu spät, zu wenig.
Eigentlich. Denn ich finde, irgendwie tut man ihm ein bisschen unrecht. Er hat innerhalb der engen Grenzen, die die von neoliberalen Kapitalinteressen beherrschte Politik jeder Kanzlerin, jedem Politiker setzt, nicht ganz schlecht verwaltet und organisiert. Die dramatische ökonomische Situation der Corona-Nachwehen, das war ok, wie er das gemanagt hat, und dass er nach wie vor nicht in den Chor der Bellizisten in Sachen Ukrainekrieg einstimmt, rechne ich ihm positiv an. Sein möglicher Ersatzmann Pistorius ist dagegen einfach schauerlich. Ein Kriegstreiber mit schnarrendem Feldwebelton, von Ökonomie weniger Ahnung als eine Feldmaus von Quantenphysik, außer Sprüchen nicht gewesen. Als OB von Osnabrück vielleicht ne große Nummer, aber sonst …. Kein Wunder, dass ein derartiger Schutzmann Schneidig der Deutschen liebstes Politikkind ist.
Es gibt zurzeit nichts langweiligeres als Scholz Bashing. Das, was eben alle tun. Alle rennen mit dem Rudel, prozyklisch. Run with the pack. Von sowas sollte man immer Abstand halten. Immer antizyklisch denken! Und alles, was nach Scholz kommt, wird noch schlimmer. Das soll keine Verteidigungsrede für Scholz hier sein, nur eine Relativierung des Grauens und ein Moment des Innehaltens im allgemeinen Gehechel des Rudels.
Mir ging bei der Rudelmetapher der Song einer unterkomplexen Krachkapelle namens Bad Company, womit nicht die SPD gemeint ist, durch den Kopf: Run with the pack. Bei deren Konzert in der Hamburger Ernst-Merck-Halle ich vor Jahren fast einen Hörsturz erlitten hätte, so laut war das.
Das Ganze wäre kaum erwähnenswert, wäre mir nicht ein anderes Werk dieser Kapelle durch den Kopf gegangen, mit dem Titel: Can’t get enough of your love. So weit, so süß erstmal, als Liebeslied. Was Männer halt so im Wahn von sich geben. Wäre da nicht die erste Zeile:

Well I take whatever I want
And baby I want you.
Eine maximal übergriffige Gewaltandrohung. An deren Ende wachsende Gewalt gegen Frauen, Femizide, häuslicher Terror steht, siehe hier.
Patriarchale Verrohung der Gesellschaft als Teilmerkmal einer allgemeinen Faschisierung. Solche Textzeilen wie oben sind nicht einfach nur so daher geblubbert, weil dem bekifften Texter nichts Besseres einfiel. Das ist Teil eines flächendeckenden Frauenbildes von Frauen als verfügbare Masse, Verständnis einer Männerrolle als Krieger gegen alle Widerstände. Das sind Rollenbilder seit Jahrzehnten, die nicht nur nicht überwunden sind, sondern dramatisch zunehmen und auf Politik und Alltag durchschlagen. 360mal im Jahr tödlich, allein im Regierungsbereich des Schlebaz.
Das ist ja mal wieder echt in die Hose gegangen, mein Vorsatz, heute mal was Positives zu schreiben. Dann Morgen. Versprochen

19.11.2024 – Die Unprofessionalität der SPD-Spitze in der Kandidatenfrage als Nebenwiderspruch


Plakat zum 1. Mai 1992. Heute heißt es bei diesen Fraktionen: Heraus zu antisemitischer Gewalt. Der Ort ist der gleiche: Oranienplatz. SO 36. Wenn ich nicht selbst so oft da wäre, würde ich die Gerechten des Himmels anflehen: „Oh Frau, öffne die Pforten des Firmaments, lass Pech und Schwefel herabregnen und vertilge diese Nattern der Niedertracht vom Antlitz der Erde, ersatzweise erstmal aus Kreuzberg, Neukölln und angrenzenden Kiezen.“ Leider bin ich Atheist und habe gewisse Schwierigkeiten in der Kommunikation mit außerirdischen Instanzen.
Wes Ungeistes Kind sich mittlerweile auf den Straßen breit macht, zeigt folgende Meldung:
„Polizeipräsidentin rät Juden und Homosexuellen in Teilen Berlins zu mehr Vorsicht
»So ehrlich müssen wir sein«: Berlins Polizeipräsidentin Slowik warnt vor Stadtteilen, in denen Juden, Schwule und Lesben offene Anfeindungen erleben. Als Täter will sie aber keine Gruppe »diffamieren«.
Weiter: „ … gibt es bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen. Offene Judenfeindlichkeit artikuliert sich dort gegen Menschen jüdischer Glaubensrichtung und Herkunft.“
Sie wolle aber keine bestimmte Gruppe von Menschen als Täter »diffamieren«, sagte Slowik.
Das ist falsch verstandene Liberalität und, schlimmer noch, Täterschutz. Der Ort um den es sich handelt und der nicht benannt wird, ist Neukölln (auch in anderen Kiezen gibt es Übergriffe, aber hier ist es ein flächendeckendes, strukturelles Problem), und es gibt eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die seit Jahren immer weniger bereit sind, die Werte des Grundgesetzes und die Normen der Aufklärung zu akzeptieren, die bei „uns“ den mühseligen Rest einer zivilisatorischen Klammer für unsere Gesellschaft darstellen. Diese Gruppe kann man geografisch und ideologisch verorten. Sie sind mehrheitlich von einer überwiegend patriarchalen, frauenfeindlichen, homophoben, militant antisemitischen islamischen Kultur geprägt und stammen mehrheitlich aus einem breiten Gürtel von Nordafrika über Arabien bis hoch in die Türkei. Und wenn wir noch länger darum herum lullern, das Kind beim Namen zu nennen, kriegen wir dieses ausufernde Problem von Gewalt, Rechtsstaatsnegierung und Antisemitismus überhaupt nicht mehr in den Griff.
Schließlich haben wir es hier mit einer Querfront von islamischen, pseudolinken und rechten Faschisten zu tun, die immer militanter gegen Minderheiten, Exponenten der Zivilgesellschaft und rechtsstaatliche Strukturen vorgehen. Dazu passend folgende Meldung:
„Ex-Ostbeauftragter Wanderwitz will zum Schutz seiner Familie nicht mehr in den Bundestag. Er war eine kritische Stimme aus dem Osten – und immer wieder Angriffen von Rechtsextremen ausgesetzt. Nun tritt der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz nicht wieder zur Wahl an: »Ich muss meine Familie schützen.«
Faschismus als Regierungsform fällt nicht über Nacht vom Himmel und kommt auch nicht auf leisen Pfoten unbemerkt um die Ecke geschlichen. Er kommt über viele Jahre sichtbar auf den Straßen und Oranienplätzen der Republik daher, im Takt der Springerstiefel, kenntlich verhüllt in Palästinensertücher und er schreit es allen laut und vernehmlich in die Ohren.
Eigentlich wollte ich gerade was über die Unprofessionalität der SPD-Spitze schreiben, die sich wie in einer Wagenburg um den Scholzomaten schart, ohne sich verbale und taktische Hintertürchen zu lassen (Nur Pistorius, der Fuchs, spielt da nicht mit). Wie wollen die denn das parteiinterne Gemetzel nach der SPD-Wahlkatastrophe mit Scholz überstehen? Die einzige Hoffnung, die die haben können, wenn sie auf Platz 4 mit halbierter Fraktion nach der Wahl landen, ist die, dass das, was nach ihnen in der Partei als Hoffnungsträger respektive Totengräber kommt, noch gruseliger ist.
Aber das sollen die Genossinnen (sagt man/frau in der SPD noch so?) unter sich klären, während die Republik auf den Abgrund zu marschiert …

16.11.2024 – Abendverkehr, Venusberg, Ödeme oder: Wann putscht die SPD-Bundestagsfraktion gegen Scholz?


Was hätte der große John Steinbeck wohl daraus gemacht?
Natürlich musste ich über dieses famose Fundstück lachen, das mir die Realität unlängst am Lüneburger Marktplatz präsentierte. Nachdem ich die Bilder mit Abendverkehr und Venusberg relativ erfolgreich aus meinem Reich der Fantasie vertrieben hatte – nicht umsonst hatte der strafende Gott der naheliegenden katholischen Kirche die Ödeme da platziert! – siegte der Geist der Aufklärung in mir und rief mir Steinbecks größtes Werk in Erinnerung, den Jahrhundertroman: Früchte des Zorns , Zitat:

„Das sozialkritische und naturalistische Werk schildert am Beispiel der verarmten Farmersfamilie Joad die Folgen einer doppelten, ökonomischen und ökologischen Katastrophe: der Großen Depression, die auf die Weltwirtschaftskrise von 1929 folgte und der zum Teil menschengemachten Dürre, die Mitte der 1930er Jahre weite Teile von Oklahoma und Arkansas heimsuchte. Hochverschuldet verlieren die Joads ihr Farmland an eine Bank. Wie Hunderttausende anderer so genannter Okies ziehen sie von der Dust Bowl über die Route 66 nach Kalifornien, um sich dort als Wanderarbeiter zu verdingen. Doch statt der erhofften, gut bezahlten Arbeit erwartet sie dort nur Ausbeutung, Hunger und Fremdenfeindlichkeit.“
Wenden Sie, liebe Leserinnen, das global an und der Roman ist nach 100 Jahren ein gültiger Kommentar auf das aktuelle Geschehen.
Geschichte wiederholt sich, wir wissen nur noch nicht, ob als Tragödie oder Farce.
Die große Depression als Folge eines ungezügelten Kapitalismus, der unter anderem im Börsencrash 1929 mündete, bekämpfte Präsident Roosevelt in den USA mit seinem New Deal in den 30er Jahren, mit dem er für amerikanische Verhältnisse außergewöhnliche Staatliche Interventionen in Form von Sozialversicherungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Fürsorgestrukturen implementierte. Das befriedete die Gesellschaft, sanierte die Wirtschaft und machte die USA zur ökonomisch erfolgreichsten Nation der Erde, die Grundlage für den Sieg über den Faschismus im folgenden Zweiten Weltkrieg. Der unter anderem deshalb zustande kam, weil Deutschland in dieser globalen Weltwirtschaftskrise völlig versagte und prozyklisch in eine Wirtschaftskrise hinein sparte anstatt durch staatliche Ausgaben die Wirtschaft anzukurbeln. Die Folge der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit ab 1929 war Adolf Hitler. Der Rest ist bekannt.
Die Parallelen liegen bei aller Unterschiedlichkeit auf der Hand. Größte Unterschiede: In den USA ist nicht nur kein Roosevelt in Sicht sondern demnächst das blanke Gegenteil an der Regierung. Und „wir“ haben nur Höcke, nicht Hitler. Bisher.
Schöne Aussichten. Mittlerweile wundere ich mich über gar nichts mehr. Doch, über eins doch. Wieso hat die Bundestagsfraktion der SPD Scholz noch nicht aus dem Kanzlerkandidaten Status gekegelt? Das kann nach Lage der Dinge nur die Fraktion und von denen verlieren mehr als die Hälfte der Abgeordneten nach der Bundestagswahl ihren Job mit diesem Sprechroboter an der Spitze! Dessen einziger Vorteil eine erweiterte Akzeptanz in der Bevölkerung von Pflegerobotern ist. Wenn wir schon einen an der Spitze der Regierung haben, warum soll mir später nicht einer die Bettpfanne auswechseln. Oder Ödeme trockenlegen? Ich seh schon, mir geht wieder der Zynismus durch. Da helfen nur die Früchte des Korns. Prost.

13.11.2024 – Ich und der MP – Marx-Riegel Nachlese


Ich und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sind seit vielen Jahren Buddys. Hier überreiche ich ihm, gemeinsam mit Hermann Sievers vom verdienten Kunstkollektiv SCHUPPEN 68, unsere Wahlkampfstrategie, die ihm bei der letzten Wahl zu einem fulminanten Sieg verholfen. Arbeitstitel: Die Mauer muss weg. Eine kleine „Spende“ gab es damals auch noch, die er hier fest umklammert hält.
Natürlich habe ich auch meinen Kumpel Stephan zur Marx-Riegel-Aktion eingeladen. Er ließ sich entschuldigen. Sein Büro schrieb unter anderem: „ … im Namen des Ministerpräsidenten bedanke ich mich für die Einladung zu Ihrer Kunstaktion. … Bedauerlicherweise war es Herrn Weil nicht möglich, zu der von Ihnen angegebenen Zeit vor dem Plenum zu Ihrer Kunstaktion zu erscheinen. Ich war bemüht eine Vertretung aus den Reihen der Landesregierung zu organisieren, was mir aufgrund der Kurzfristigkeit Ihrer Anfrage leider nicht gelungen ist. Dafür bitte ich um Verständnis. Ich hoffe, Sie haben dennoch eine gelungene Aktion veranstaltet. … „
Sieht man davon ab, dass aus den Reihen der Landesregierung der Sozialminister meine Riegel wegfuttern wollte, war die Aktion gelungen und nein, Verständnis habe ich dafür absolut nicht! Alte Kumpels hängen lassen unter dem Vorwand, gerade regieren zu müssen, geht gar nicht.
Mensch, Stephan, was haben wir gemeinsam schon alles durchgezogen. Eigentlich alles, außer ein paar Purpfeifen.


Ich möchte nur an die Übergabe einer kleinen „Spende“ erinnern. Den Termin musste ich der Öffentlichkeit als Spendenübergabe an die Stadt Hannover zur Kassensanierung verkaufen. Aus dem Erlös vom Verkauf von Witzen! Wer glaubt denn so sowas?! Außer der taz.

Ganz peinliche Nummer für mich damals. Wie stehe ich denn bei sowas in der Öffentlichkeit da!? Als Satiriker?!

Nicht ganz so schlimm damals unser Waffendeal, als wir die Geschäfte von Uwe Barschel übernommen hatten.


Der Höhepunkt war Deine, unsere Keksklau-Nummer damals. Der Klau des Bahlsen-Keks ging damals um die ganze Welt.

Ich habe damals die Medien dahingehend geframt, mich zu verdächtigen, um Dich aus der Schuss(!)linie zu nehmen, nachdem Du mit Deinem Kabinett nachts, nach einer Sauftour in Gerhard Schröders ehemaliger Stammkneipe Plümecke, den Keks bei Bahlsen um die Ecke abgeschraubt hast.

Den Keks haben wir eigenhändig bei Dir abgeholt! Haben Dir sowas von den Hals gerettet und dann so eine Absage. Das muss ich erstmal verarbeiten. Und zwar hier im Blog. Garantiert KI-frei.

10.11.2024 – Marx-Riegel Dokumentation

Vor dem niedersächsischen Landtag startete Klaus-Dieter Gleitze vom Künstlernetzwerk SCHUPPEN 68 am 08.11.2024 ab 13 Uhr die bundesweite Kunstaktion „Verteilung von Marx-Riegeln gegen Rechtsruck“. Der Start erfolgte anlässlich des Landtag-Plenums am 8.11.2024.
Zahlreiche Landtagsabgeordnete, prominente Vertreter*innen der politischen Szene und interessierte Zuschauer*innen waren dabei und nahmen Marx-Riegel Kunstwerke in Empfang.

Im Bild oben von links (!): Greta Garlichs, Landesvorsitzende der Grünen Niedersachsen, Nicolas Beer, Grünen-Landtagsabgeordneter, Klaus Wallbaum, Chefredakteur des „Rundblick“, dem Politikjournal für Niedersachsen, und Swantje Schendel, Grünen-Landtagsabgeordnete.

Mit als Erster am „Tatort“: der unverwüstliche Jan Henner Putzier, SPD-Landtagsabgeordneter aus Uelzen.

Marie Kollenrodt, Mitglied im Grünen-Fraktionsvorstand,
Außerdem schauten vorbei: Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fröhlich aus meiner Heimat, dem Eichsfeld, der mich korrekt titulierte: „Ah, der Aktionskünstler aus Bilshausen“. Was tatsächlich mein Heimatdorf ist, frühere CDU-Wahlergebnisse in dieser schwarzen Gegend oft nahe 100 %. Vorbei kam auch Sozialminister Philippi, aus profanen Gründen nach langer Sitzung: „Ich habe Hunger, kann ich den Riegel essen?“ Ich habe ihn vermutlich angeschaut, als ob ich gerade einen Hirnschlag hätte. Er blieb nicht lange.
Das ganze Namedropping täuscht nicht darüber hinweg: Die Aktion war aus professioneller und kunsttheoretischer Sicht ein Misserfolg. Wer nämlich nicht kam, waren die Medien. Ich habe mich wirklich herzlich über alle Besuche gefreut, allenthalben nette Menschen, gute Laune, Lachen, profunde Gespräche, die Aktion wurde gelobt, die politischen Entwicklungen diskutiert. Unter Netzwerk-Gesichtspunkten wäre die Aktion im Zusammenhang der Landesarmutskonferenz ein schöner Erfolg gewesen.

Aber unten rein künstlerischen Vorzeichen im Zusammenhang mit dem verdienten Kunstkollektiv SCHUPPEN 68 hat eine Aktion ohne Medien nicht die Realität geschaffen, die ein Kunstwerk in Zeiten von Postmaterialität erst zum Kunstwerk macht. Was in den Medien nicht stattfindet, hat grundsätzlich nicht stattgefunden. Abgesehen davon und viel wichtiger als der kunsttheoretische Aspekt ist mein Ansatz ein aufklärerisch-interventionistischer, der die Massen erreichen will (siehe Walter Benjamin und Bert Brecht). Mit einer Aktion in der Innenstadt erreicht man 30,40 Menschen direkt, wenn es gut läuft, nehmen die ein paar Hundert wahr. Mit einem Bericht in NDR Hallo Niedersachsen oder der HAZ erreicht man ein Millionenpublikum.

Zuhause, völlig steifgefroren, überlegte ich, warum ich trotzdem so gute Laune hatte. Ich machte mich ehrlich: Was geht mich das Millionenpublikum da draußen an. So wie die bei der nächsten Wahl wählen, sind die doch Aufklärungsresistent. Und haben mich gar nicht verdient. Und Reich und Berühmt werde ich mit sowas auch nicht mehr. Maximal regional teilbekannt. Letzten Endes kommt es auf Spaß, Action und Begegnung an. Und das war durchaus gegeben. Es hatte nämlich wohl doch eine kurze Vorab-Notiz wenigstens in der hiesigen Presse gegeben, was an mir vorbei gegangen war. Auf Grund dessen war Besuch von einigen wenigen Interessierten vor Ort. So war z. B. ein kunstsinniger Rechtsanwalt da, der die Riegel-Kunst völlig korrekt in der Tradition des genialen, in Hannover geborenen Dieter Roth verortete und der hinterher zur nebenan gelegenen Ausstellung „Anwalt ohne Recht“ wollte, mit der die Bundesrechtsanwaltskammer an die Schicksale jüdischer Anwältinnen und Anwälte erinnerte, die durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Außerdem eine überaus muntere Dame aus dem Seniorinnenbeirat, die Lichtjahre entfernt von ihren 80 Lenzen wirkte. Und die beste Yogalehrerin der Welt war auch dabei, die einen extra signierten Riegel kriegt.
Ich grüße also alle ganz herzlich, die das hier lesen, bedanke mich für Kommen, Gespräche und Spaß und gerne wieder. Irgendwann in einem Sommer ….

Am Ende des Tages, völlig durchgefroren im kalten Wind, interessierte mich nur eins: Sitzen meine Haare? Und wann kann ich endlich den ersten Schluck Karl-Marx-Rotwein verklappen, der Bestandteil meines Kunsthausierer-Bauchladens war?!

07.11.2024 – Rechtsruck 2.0, 3.0, 4.0. Und danach….?

Marx-Riegel gegen Rechtsruck, vor dem Landtag Niedersachsen.


Rechtsruck in den USA, desaströser als befürchtet, auf allen Ebenen. In Deutschland zeichnet sich ebenfalls einer ab, nachdem die Ampel ausgeampelt hat. Bei der Bundestagswahl voraussichtlich am 2. März 2025 (Wahlen in Hamburg, sowas legt man normalerweise zusammen. Aber was ist heute schon normal?) zeichnet sich ein überlegener CDU-Sieg mit einem ökonomisch neoliberalen und soziokulturell ultrakonservativen Friedrich Merz ab. CDU und AfD als zweitstärkste Partei hätten schon da numerisch so gut wie sicher die absolute Mehrheit, auch wenn die CDU dieses Mal noch zögern wird, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Zählt man die paar Prozentchen der FDP dazu, die Verwirrten vom BSW, die Nazis und Spinner der Sonstigen (bei fast 10 Prozent), sind das 70 Prozent der Wählenden, die Rechts zu verorten sind. On Top kommen noch jene ca. 25 Prozent, die nicht zur Wahl gehen werden, und denen ohne allzu große (!) Bösartigkeit unterstellt werden darf, dass sie mehrheitlich schlicht und einfach Hardcore Nazis sind oder dass ihnen die Demokratie am Arsch lang geht. Diese Gemengelage kann nur ignorieren, wer in rotgrün verwalteten Szenevierteln lebt.
Und das ist erst der Anfang eines quälenden Prozesses, mit dem Brandbeschleuniger Rezession und Arbeitslosigkeit als Treiber.
Hält niemand dagegen?
Doch. Einer. (Der Evangelische Presse Dienst epd, unerschütterliche Speerspitze demokratischer Berichterstattung, berichtete vorab .)
Zum Hintergrund zitiere ich aus der PM zur Aktion, die mir aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zugespielt wurde:
„Klaus-Dieter Gleitze vom Künstlernetzwerk SCHUPPEN 68 verteilt im Rahmen einer Kunstaktion bundesweit Marx-Riegel gegen den allgemeinen Rechtsruck in Deutschland. Der Start erfolgt anlässlich des Landtag-Plenums am 8.11.2024, ab 13 Uhr, vor dem niedersächsischen Landtag, Hannah-Arendt-Platz 1, 30159 Hannover.
Klaus-Dieter Gleitze zum Hintergrund der Kunstaktion:
„Wir leben in Zeiten eines allgemeinen beschleunigten Rechtsrucks. Dagegen gilt es, Zeichen zu setzen, politisch, künstlerisch, satirisch. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus sind bei Wahlen auf dem Vormarsch, die Gesellschaft verroht zusehends, selbst eher linke Parteien wie SPD und Grüne räumen im Rekordtempo eine fortschrittliche Position nach der anderen ab: Sie stehen für verschärfte Sanktionen beim Bürgergeld, menschenrechtswidrige Asylpolitik, Abkehr vom Klimaschutz.
Eine Politik stattdessen für die Überwindung der wachsenden Spaltung zwischen Arm und Reich als Ursache der Demokratie-Bedrohung und für eine gerechtere Umverteilung? Fehlanzeige!
Diese Steilvorlagen für die AfD rufen sogar in den genannten Parteien Widerspruch hervor. Der gesamte Vorstand der Grünen Jugend ist wegen fehlender linker Politik der Mutterpartei aus der Partei ausgetreten und will einen neuen, linken Jugendverband gründen. Kanzler Scholz musste schon mit Rücktritt drohen, um linke Rebellen an die Kandare zu nehmen. Die Linkspartei ist dabei, in der Versenkung zu verschwinden.
Die wenigen noch existierenden fortschrittlichen Politikansätze gilt es zu unterstützen. Linke Politik und Kultur, die ihren Namen verdient, ist mit einem Namen verbunden: Karl Marx.“
Zum Inhalt der Kunstaktion:
Die Marx-Riegel-Verteilaktion hat zwei Mottos, die an Werbebotschaften der Mars-Riegel erinnern:

Marx bringt verbrauchte linke Energie sofort zurück!

Marx macht mobil, bei Arbeit, Klassenkampf und Spiel!


Ziel der Aktion: Zeichen setzen für fortschrittliche Traditionen, gegen rechten Zeitgeist. Linksdruck gegen Rechtsruck.
Die Riegel werden an Abgeordnete, Passanten und Interessierte verteilt und an prominenten Orten niedergelegt. Sie sind als Kunstwerke in einer Auflage von 68 Stück handsigniert, datiert und nummeriert. Die Aktion wird im Blog www.schuppen68.de dokumentiert.
Im Rahmenprogramm gibt es eine Lesung aus dem Kommunistischen Manifest, ein Revolutions-Quiz mit wertvollen Preisen und einen Schluck Rotwein, Karl Marx Spätburgunder 2013, Weingut Erben von Beulwitz

03.11.2024 – Marxriegel?

Marxriegel vor dem Frankfurter Institut für Sozialforschung? Als Zeichen gegen den allgemeinen Rechtsruck?

Wieder eine Aktion des größten und genialsten zeitgenössischen Instituts für Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, vulgo SCHUPPEN 68?


Vermutlich man muss in Zeiten wie diesen von anschwellender Finsternis, Unbildung und Humanismusabwesenheit ein paar Worte über dieses Institut verlieren. Ob ich sie später mal wiederfinde, steht auf einem anderen Blatt.
Das Institut wurde 1923 vom Kaufmann und Mäzen Hermann Weil gegründet. Schwerpunkte der kritischen Forschung dort waren Kapitalismus und seine Auswirkungen, eng verknüpft damit Faschismustheorie und Antisemitismus, Bewusstseinsindustrie und Verblödung der Massen (vornehm wurde das „Verblendungszusammenhang“ genannt), immer verknüpft mit den sozialpsychologischen Auswirkungen auf die Individuen. Das Institut war Heimat dessen, was diesem Land heutzutage vollkommen abgeht: Kritische jüdische Intelligenz. Siehe auch jüdischer Humor, Ernst Lubitsch und Billy Wilder. Heute haben wir Till Schweiger.
Bekannte Protagonisten wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Marcuse mussten im Faschismus in die USA emigrieren. Der klügste Kopf des Instituts Walter Benjamin beging auf der Flucht vor seinen Nazimördern 1940 Selbstmord.
Nach dem Krieg wurde das Institut in Frankfurt von Adorno, Horkheimer und anderen wiedergegründet, war mit seiner kritischen Theorie mit prägend für den Diskurs der Nachkriegszeit in einem Ausmaß, das heutzutage für Philosophen, Sozialwissenschaftler*innen und ähnlich gestrickte unvorstellbar ist. Der 68er Aufbruch ist ohne die kritische Theorie nicht denkbar, bevor er sich dann in Sekten, Renegaten, Antisemiten und Idioten zerlegte. Marcuse war mit seinem offeneren Ansatz, heute würde man sagen: diversen, damals ein regelrechter Popstar der universitären und intellektuellen Szene.
Das alles ist hier extrem verkürzt, unzureichend und ideologisch verfälscht dargestellt und eventuell noch existierende Kenner oder gar Anhänger der kritischen Theorie dürften das hyperventilierend zur Kenntnis nehmen. Gut, dass wir mal angstfrei drüber geredet haben. Angesichts des aktuellen extremen gesellschaftlichen Rechtsrucks, einer grassierenden Faschisierung der Gesellschaft, ist mir wichtig an Traditionen zu erinnern, die in sich den Kern einer besseren Gesellschaft tragen, fast Vergessenes im Sinn einer Dialektik aufzuheben, zu bewahren. Sei es mit solchen Blogeinträgen oder direkten Aktionen.
Grundsätzlich muss man zum Institut für Sozialforschung zweierlei sagen: Kennt und interessiert heute kein Schwein mehr. Das erste Google Angebot, wenn ich „Institut für Sozial … “ eingebe, ist: Institut für soziales Lernen mit Tieren, Dorfstrasse 6, 29690 Lindwedel.
Und: Ohne die Traditionslinie Karl Marx ist das Institut nicht denkbar. Alle führenden Köpfe waren Zeit ihres Lebens Marxisten, mal mehr, mal weniger, mal unorthodox, mal konservativ. Insofern haben Marx-Riegel vor dem Institut dialektische, künstlerische, zukunftsweisende und satirisch-metakritische Berechtigung: Linksdruck gegen Rechtsruck.
Details im Laufe der nächsten Tage hier. Bleiben Sie drin, liebe Lesende!
Paralipomena: Nachdem die Nationalsozialisten im September 1930 bei der Reichstagswahl mit 107 Abgeordneten zweitstärkste Partei geworden war, traf das Institut Vorbereitungen für den Rückzug aus Deutschland und transferierte das Stiftungsvermögen 1931 ins Ausland.
Bei einer wann auch immer stattfindenden nächsten Bundestagswahl wird die AfD zweitstärkste Partei ….
– Wenn, passend zum Karnevalsbeginn, die Jecken im Bundestag am 11.11 dem Scholz das Vertrauen im Rahmen einer Vertrauensfrage nicht aussprechen, weil die Ampelmänner nicht mehr weiter rumampeln wollen, kann der Bundespräsident den Bundestag binnen 21 Tagen auflösen. Dann müssen innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen stattfinden. Das Wochenende für eine Wahl wäre, je nach BuPrä-Entscheid, der 28./29.12.24 oder 04./05.01.25. Dann wäre Anlassbezogen die Republik entweder schon flächendeckend besoffen oder noch verkatert. Passt.

01.11.2024 – Lebenskrise? Geltungssucht? Übermäßiger Konsum illegaler Drogen?

Heimat im Fahrradkorb, August 2010. In zwei Etappen mit dem Rad von Hannover nach Berlin, Bundespräsident Wulff Brötchen überreichen und den damaligen niedersächsischen MP McAllister um Unterstützung bitten? Bei vielen Medienberichten über mich habe ich nicht mehr die geringste Ahnung, wie ich das damals gemeint habe, was mein Motiv war und was die Zielrichtung, die Aussage des Ganzen gewesen sein soll? Was zum Teufel hat mich damals geritten, mich an zwei derart unsympathische Zeitgenossen ranzuwanzen? Das Beste an McAllister ist seine legendäre Trinkfestigkeit und bei Wulff  … äh… hm… fällt mir partout nichts ein.

Hatte ich damals eine Lebenskrise? War es Geltungssucht? Übermäßiger Konsum illegaler Drogen? Bestenfalls kann das damals ein Feldversuch über die Belastbarkeit von Medien gewesen sein, was die Verbreitung von unterkomplexen Zusammenhängen im medialen Sommerloch angeht.

In nächster Zeit werde ich wieder aktiver. Hintergrund und Ausrichtung werden allerdings von einem kritischeren Impuls getragen als 2010. Dafür stehe ich ein. „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“ (Zitat Uwe Barschel, MP, aber von Schleswig-Holstein. Der Mann hatte wenigstens noch Niveau. Im shakespeareschen Sinne, gegen den war Richard III ein Kuschelsoftie. Barschel wurde vermutlich ermordet, war Drogenabhängig und in Waffengeschäfte verwickelt, mit Bargeldübergabe in der DDR.  

Heutzutage läuft das eleganter. Da wird eventuell das VW-Werk in Osnabrück nicht geschlossen, wie geplant, sondern in eine Panzerfabrik umgewandelt. Eventuell. Vielleicht wird auch eine Sozialsiedlung draus. Das glaube ich aber nicht. Sozial ist im Moment sehr out, Panzer sind sehr in. Und was die Konversion der Fabrik angeht, sollte das niedrigschwellig funktionieren. Der Unterschied zwischen heutigen Autos, SUVs, und Panzern ist nur ein gradueller. Das nächste SUV-Modell von Tesla soll in einer Sonderausstattung eine Luke für einen Bordschützen mit MG haben, getarnt als Schiebedach.

Was Osnabrück angeht, unser derzeitiger niedersächsischer MP, Stephan Weil, wird es schon richten. Den lade ich zu meiner nächsten Aktion am 8.11 ein. Der Mann hat mehr Humor als man gemeinhin denkt.

Hier als ehemaliger OB von Hannover bei einer Scheckübergabe durch Mitglieder des verdienten Kollektivs SCHUPPEN 68 aus dem Erlös vom Verkauf von Witzen zur Sanierung des Stadtsäckels.

31.10.2024 – Ohne Mampf kein Kampf

2009, Kabarett bei der IG Metall, in der Bildungsstätte Pichelsee, herrlich gelegen direkt am gleichnamigen Pichelsee in Berlin. Der Name steht für ein Programm, picheln ohne Ende, wo es doch eigentlich heißen müsste: Lieber Hammern und Sicheln statt Jammern und Picheln. Keine Ahnung mehr, was ich da gemacht habe. Ich weiß nur noch, dass hinterher sich eine Kollegin bei mir bedankt hat, weil sie für zwei Stunden ihren zur Zeit stressigen Alltag vergessen hätte. Sowas bleibt in der Erinnerung.

Stress haben zurzeit auch jene IG-Metaller*innen, die bei VW arbeiten. VW hat einen eigenen Tarifvertrag mit der IG Metall, mehr als 90 Prozent der VWler*innen sind in der IG Metall organisiert, dort herrscht bundesweit einmalige Mitbestimmung und von den Gehältern dort können Prekäre wie Amazon-Auslieferer, die in VW-Transportern unterwegs sind, noch nicht mal träumen. So weit weg sind die von ihrer tristen Knochenmühlen-Realität. Den VW-Beschäftigten schlägt aktuell eine Welle von Neid, Missgunst und Häme, auch und gerade von Prekären, entgegen, weil es deren angeblichen Privilegien und Traumverdiensten jetzt an den Kragen gehen soll, auch zwecks Sicherung des Standortes Deutschland.

Häme ist hier unangebracht und dumm. Wenn die Gewerkschaften aus diesem Kampf als Verlierer hervorgehen, und dafür spricht einiges, wird das vielleicht ein paar Arbeitsplätze bei VW retten, aber gewerkschaftliche Gegenmacht noch weiter schwächen als ohnehin schon. VW hat mit einem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad gezeigt, was Solidarität und kollektive Gegenmacht erreichen kann, mehr Mitbestimmung, höhere Löhne und größere Arbeitsplatzsicherheit. Wenn diese Gegenmacht an dieser Stelle, in diesem Arbeitskampf gebrochen wird, wird das auf anderen gesellschaftlichen Konfliktfeldern negative Konsequenzen haben. All diejenigen, die jetzt mit Häme reagieren, haben dadurch für sich nichts gewonnen außer negativen Gefühlen für ein paar Momente, die das ohnehin angegriffene Gemüt weiter vergiften, und werden dann verlieren, wenn es ihren Interessen an den Kragen geht. Warum soll das Kapital nicht an anderer Stelle den Knüppel rausholen, wenn es an dieser schon erfolgreich war…

Nicht dass mir der ordentlich bezahlte hiesige VW-Facharbeiter-Adel besonders sympathisch wäre. Was den auszeichnet: Wenig Solidarität mit ausländischen Standorten, noch weniger mit hiesigen Prekären, politische Impulse gehen von der IG Metall im Gegensatz zu früher überhaupt nicht mehr aus, das Führungspersonal ist ähnlich charismatisch wie ein Glas Wasser ohne Kohlensäure und der Mobanteil, also die, die jetzt schon da AfD wählen, wächst überdurchschnittlich. Aber man muss sie ja nicht lieben. Es reicht nüchtern, und sei es am Pichelsee, zu analysieren, was die Konsequenzen wären, wenn dieser Kampf verloren geht. Dass das weiteres braunes Wasser auf die Mühlen der AfD wäre, muss ich meinen Leser*innen, die zu den Klügsten der Republik, ach, was sag ich, des Universums, gehören, nicht weiter erklären. Wer im Lüneburger Raum Zeit und Lust hat, mich als Erklär-Bär zu erleben, kann zum Grünfutter-Frühstück der dortigen Grünen kommen, am 2.11., ab 10 Uhr, Details hier

Ohne Mampf kein Kampf. Alte Gewerkschaftsweisheit. Wobei es bei Betriebsratssitzungen früher immer Feuerwehrmarmelade gab. Meint: Mett. Mt Zwiebeln. Und Bier. Ob’s das beim Grünfutter gibt?

Ich hab da so meine Zweifel…

28.10.2024 – Im ewiggleichen Rhythmus der zyklischen Krisen

Hartz-IV auf dem Silbertablett. November 2019. Immer, wenn die Konjunktur schwächelt, geht die Hatz auf Hartz-IV (heute Bürgergeld) Empfänger*innen los und die Jagd wird dabei immer mit großem Halali vom Zentralorgan für Niedertracht eröffnet. Jede Krise braucht einen Sündenbock.

Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts in Deutschland 1992 bis 2023. Quelle: Destatis.

2018 schwächelte die Konjunktur leicht nach einem außergewöhnlichen 9-Jahre Dauerhoch, und im zweiten Quartal 2019 gab es dann erstmals wieder einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts BIP, um Bruchteile eines Prozentes. Zuverlässig eröffnete daraufhin im vierten Quartal 2019, nach der Sommerpause, unser Zentralorgan die Jagd. Es zerrte irgendeine erbärmliche Wurst in die Schlagzeilen als Beweis dafür, dass Sozialleistungen grundsätzlich den „Schmarotzern“ ein Leben in „spätrömischer Dekadenz“ ermöglichen würden.

Den Ausdruck „spätrömische Dekadenz“ münzte der damalige FDP-Chef Westerwelle 2010 auf Hartz-IV Bezieher*innen.

Westerwelle erkannte in dieser Sozialleistung, von der man und frau – und Kind erst recht –  damals schon nicht leben konnten, „sozialistische Züge“. Kein Wunder, dass der Sozialismus nicht überlebt hat. Westerwelle befand sich 2010 keinesfalls im Delirium, wie Unbedarfte vermuten könnten. Er bewegte sich mit seiner Hetztirade im ewiggleichen Rhythmus der zyklischen Krisen. 2009 hatte es als Folge der Bankenkrise und Lehman Pleite tatsächlich einen dramatischen Konjunktureinbruch gegeben, den größten nach der Weltwirtschaftskrise 1929. (Den Sonderfall Konjunktureinbruch Corona 2020 lassen wir hier mal außen vor).

 Der Blick zurück lässt für die Zukunft von Armen und Sozialtransferbezieher*innen nichts Gutes ahnen. Kaum gab es 2002 einen minimalen Rückgang des BIP, betrieb 2003 die rotgrüne Koalition mit der Agenda 2010 den größten Sozialraub der Nachkriegsgeschichte. Kein Wunder, dass angesichts der minimalen aktuellen Konjunkturrückgänge das Zentralorgan schon länger wieder die Jagd eröffnet hat und die interessierten Fraktionen der veröffentlichen Meinungen und Politiken eine neoliberale Agenda 2030 fordern.

Was soll man da denn noch kürzen, sagen Sie, liebe Leserinnen, einem nackten Mann könne man doch nicht in die Tasche greifen? Das vielleicht nicht, aber man kann ihm das Fell über die Ohren ziehen.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sich die Dinge wiederholen und kaum jemand mal in den Rückspiegel schaut. Was sich geändert hat, ist der Jammerton A. Noch nie ist eine Stagnation der Wirtschaft – und mehr ist es nicht, was im Moment stattfindet; wir haben hier nicht 1929 – mit derartig düsteren Weltuntergangstönen orchestriert worden. Was übrigens an nationalökonomischer Dämlichkeit nicht zu überbieten ist, da sich Wirtschaft zu 80 % aus Psychologie speist. Und welcher Metzger, der noch bei Trost ist, stellt sich vor seinen eigenen Laden und brüllt lauthals auf die Straßen: Achtung, Leute, bei mir ist alles Scheiße, alles geht den Bach runter, mein Laden ist nicht mehr konkurrenzfähig…?!

So blöd kann doch kein Metzger sein. Aber die Ampelmänner schon….

Die alten Klageleiern, die jetzt mal wieder abgenudelt werden, heißen: Deutschland, der kranke Mann im Universum. Und: Alle Firme wollen sofort abwandern. Sie wissen nur noch nicht wohin, Nordkorea oder Sudan.

So deprimierend langweilig diese ständige Wiederkehr des ewig gleichen Untergangssounds ist, so wirksam ist sie. Der Mob tutet nämlich ins gleiche Horn und wählt sich der Einfachheit halber seine Metzger gleich selber, was das Fell-über-die-Ohren-ziehen enorm erleichtert. Vor der nächsten Bundestagswahl kann einem nur gruseln.

What’s left? Die Zahl der Milliardäre in Deutschland von 2001 bis 2023 ….