18.01.2024 – Eintönig statt Braun

Bunt statt Braun?

Redner*innenliste.

Die Ankündigung bei bereits sieben Redner*innen diesen Zuschnitts, es seien weitere angefragt, kann nur als Drohung aufgefasst werden. Es geht nicht darum, dass die Mehrzahl der Redenden nicht gerade als Verbal-Ecstasy gelten, Cicero würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sich das zu erwartende rhetorische Knäckebrot zu Gemüte führen müsste. Was ich schlimmer als langweilig, nämlich regelrecht kontraproduktiv und unprofessionell finde, ist die mangelhafte Bandbreite der Redner*innnen. Gut, dass mit Belit Onay und Rebecca Seidler wenigstens zwei Offizielle sprechen, die Personengruppen angehören, die bereits jetzt von faschistischer Bedrohung betroffen sind. Aber wo sind da Vertreter*innen von der Basis, direkt Betroffene aus migrantischen Initiativen ohne Promi-Status? Wo sind da Angehörige von antifaschistischen Initiativen, oft genug selber verfolgt!, die seit Jahren engagierte Arbeit leisten? Wo Menschen, die vom Alltag aus „national befreiten Zonen“ in der Ostzone berichten (Hannover ist doch im Vergleich zu den Nazigebieten da drüben eine Insel der Glückseligen)? Und wo sind da namhafte Vertreter des Kapitals, die Flagge zeigen gegen die AfD? Das würde gesellschaftliche Vielfalt und Bandbreite abbilden, das wäre interessant und würde einen Erkenntnismehrwert abgeben. Das wäre: Bunt statt Braun.

Das Kontraproduktive an einem derartigen Reden-Design liegt darin, dass alle irgendwie beruhigt nach Hause gehen, nach dem Motto „Jetzt haben wir es den Nazis aber mal gezeigt“. Wohltemperierte Worte, das Erregungsmaximum dürfte bei einem mittelfeurigen „Die AfD gehört verboten“ liegen. Die explizite Erwähnung des Begriffs „Faschismus“ dürfte ebenso an den Fingern einer Hand abzuzählen sein wie die Aufzählung von konkreten antifaschistischen, staatlich geförderten Projekten, die es demnächst in Hannover und Niedersachsen geben wird.

Das Entscheidende an solchen Veranstaltungen ist doch, welche Impulse gehen davon aus für die mühselige Kleinarbeit danach? Da bin ich im vorliegenden Fall des „Eintönig statt Braun“ eher skeptisch. Am Montag vielleicht ein Leidartikel in der hiesigen Bürgerpresse unter der Überschrift „Die Stadtgesellschaft hat Flagge gezeigt“. 9 Monate später wird in genau der gleichen Presse nach den Wahlerfolgen der AfD in der Ostzone einer erscheinen mit der Überschrift „Die Demokratie muss jetzt aufwachen und wehrhaft werden“. Oder so ähnlich … Ich irre mich gern.

Ungern wiederhole ich mich, was die Nachhaltigkeit derart gutgemeinter Veranstaltungen angeht: Nach den Brandanschlägen Anfang der 90er gab es flächendeckend Lichterketten in der BRD als Zeichen gegen Rechts. Daran beteiligten sich über eine Million Menschen.

Und wo stehen wir Heute?

Wenn ich für jeden Satz am Samstag, der mich positiv überrascht, einen Euro ins Antifa-Sparschwein werfe, werde ich sicher kein armer Mann.

Ich geb mal einen Tipp ab: Mit fünf Euro bin ich dabei.

17.01.2024 – Bürger runter vom Balkon, Solidarität mit Vietcong

Heute bei Edeka im Sonderangebot: Anti-Nazispray. Tausende standen Schlange.

Bei dem Anti-AfD-Demo-Treffpunkt gestern, einer Straßenecke im hannöverschen Szeneviertel Linden, sind die Veranstaltenden vermutlich von zwei, dreihundert Teilnehmenden ausgegangen. Es gab ja auch keinen Demowagen, der mit Beschallung vorwegfuhr, nur ein kleines Handmegafon mit minimaler Reichweite, Bei mehr Leuten verlegt man solche Demos in die City.

Gekommen sind mehrere Tausend. Ich bewerte das nicht über, aber das war auf jeden Fall ein Lichtblick. Ich war nicht besonders gut gelaunt, hatte mich mit ein paar Leuten nach dem Motto verabredet: Wir sehen uns da, was bei der erwarteten Menge kein Problem gewesen wäre. Bei tausenden von Leuten, alle Frostvermummt in der Dunkelheit, ein aussichtsloses Unterfangen. So latschte ich missmutig schweigend vor mich hin, bis ich kurz vor Ende welche zum Kurzschwatz traf. Wir kreierten noch schnell ein paar neue Demo-Slogans, dieses notorische: „Ganz Hannover hasst die AfD“, hat was Fischerchöre-Ähnliches und erinnert an evangelische Kirchentage. Ich habe in den letzten Jahren auf Demos immer skandiert: Bürger, runter vom Balkon, Solidarität mit Vietcong.

Am Samstag marschiert hier auf dem Opernplatz das Bürgertum auf, mit dem notorischen MP, dem OB, den Stützen der Gesellschaft, im Rahmen des Bündnisses „Bunt statt Braun“. Es werden 1.000 TN erwartet. 1.000! Bei 1.000.000 Einwohner*innen in der Region. Es wäre eine erbärmliche Niederlage der Zivilgesellschaft, wenn da nicht über 10.000 kämen. Schließlich sollte es mittlerweile bei all den Demos bundesweit „In“ sein, mitzumachen, und Eventcharakter haben. Diese Erwartung der Veranstalter zeugt aber auch von einer deprimierenden und nicht unrealistischen Einschätzung der Wehrhaftigkeit der Stadtgesellschaft.

Bunt statt Braun. Das animierte uns zu folgendem Slogan: Bunt statt Braun, wir lieben alle Frau’n. Ob dieser Altherren-Chauvinismus für die Zukunft Bestand haben wird, ist fraglich. Es bleibt wohl beim Vietcong. Demos haben ja immer auch politisch-ästhetischen Workshop-Charakter

16.01.2024 – Alter schützt vor Weisheit nicht

Demo zum AfD-Verbot, Heute, 17.30 Uhr, Hannover. Hab ich leider gerade erst gekriegt. Mit dabei: Omas gegen Rechts. Alter schützt vor Weisheit nicht.

In vielen Städten haben bisher Demos gegen Rechts stattgefunden, mit zehntausenden TN, aus der Mitte der Gesellschaft. Hannover pennt bisher. Ich habe versucht, die großen Sozial- und Wohlfahrts-Verbände und Gewerkschaften als Mitglieder der Landesarmutskonferenz und ein paar Landespolitiker*innen aus dem Netzwerk der LAK zu mobilisieren, da aktiv zu werden. Da bin ich mal gespannt, was dabei rauskommt, ich werde berichten.

Von den Höhen der hiesigen Politik zurück in die Niederungen des Alltags.

Alltagsgespräche. Altersgespräche. Sie sei in den letzten Jahren ihrer Demenz laut Angehörigen „nur noch eine Hülle“ gewesen und der Bruder habe sie nicht mehr besucht, weil man das Elend nicht mit ansehen könne.

Wie weit ist es von dieser Alltags-Sicht bis zum hochpolitischen „lebensunwerten Leben“?

 Heute würden wir das im gepflegten Eliten Diskurs anders nennen: Sozialverträgliches Frühableben. So nannte das der vormalige Präsident der Bundesärztekammer. Sprachfaschismus. Im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs   bestritt besagter Präsident dass es „in einem so reichen Staat wie der BRD eine Notwendigkeit zum Schwangerschaftsabbruch aus sozialer Notlage“ geben könne.  Wenn Arschlöcher sich Gedanken um Schwangerschaftsabbrüche machen, was kommt dabei am Ende raus?

Die Ehrendoktorwürde der Universität Pyongyang in Nordkorea. Die erhielt Vilmar 2004 als Krönung für sein Lebenswerk.

14.01.2024 – Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer, sozialer und antifaschistischer Bundesstaat

Der Fackelzug zu Ehren des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler bewegt sich durch die Wilhelmstraße in Berlin am Abend des 30. Januar 1933.

Fackelzug Berlin 1933 anlässlich Hitlers Machtübernahme. Quelle: Bundesarchiv. Es war keine Machtergreifung, die reaktionären politischen Eliten, mit Unterstützung des Kapitals, haben Hitler die Kanzlerschaft aus egoistischen Motiven angetragen. Die geistigen Tiefflieger dachten, sie könnten den Mann bändigen, als ihre Marionette.

Fackelzüge wurden zu einem integralen Bestandteil faschistischer Herrschaft, spätere Umzüge durch das Brandenburger Tor waren gigantisch. Zigtausende zogen als Ornament der Masse in stundenlangen Manifestationen der absoluten Macht der Partei durch Berlin und signalisierten Allen: Wer sich gegen uns stellt, wird vernichtet.

Wenn ich zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der AfD wäre, würde ich nach ihren Wahlerfolgen in diesem Jahr Fackelzüge inszenieren, in den ostzonalen Bundesländern, jeweils vom Parlament zur Staatskanzlei, und als Höhepunkt in Berlin, auf der Straße des 17. Juni, vor dem Brandenburger Tor. Die Bilder von Fackelzügen sind massenhaft im kollektiven Unterbewusstsein gespeichert. Die meisten wissen sofort, woran das erinnert und was damit gemeint ist.

Fronten und Marschrichtung sind klar, hie die Demokraten, da die Faschisten. Jetzt geht es um die direkte Aktion, um Zeichen und Taten. Mit einem Fackelzug in diesem Zusammenhängen würde klar signalisiert: Ab jetzt geht es um Terror.

Gut, dass ich nicht zuständig bin für die Öffentlichkeitsarbeit der AfD. Aber leider haben die jede Menge kluger Köpfe, die Zeiten, wo das alles verpeilte Professoren, Hohlköpfe und Kriminelle waren, sind vorbei.

Eins wäre ja irgendwie eine groteske Volte der Geschichte, würde die Demokratie hier scheitern. Dann hätte, von der Wiedergeburt des Faschismus her gesehen, die DDR lange nach ihrem Ende doch gesiegt. Dort wurde zweifellos vorhandener Faschismus radikal und militant durch Repression unterdrückt, gemäß dem antifaschistischen Kampfauftrag der DDR-Verfassung. Dort heißt es in der Präambel der Version von 1968:

„ ….. hat sich das Volk der Deutschen Demokratischen Republik, fest gegründet auf den Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen und der sozialistischen Umwälzung der gesellschaftlichen Ordnung, …. diese sozialistische Verfassung gegeben.“

In der Verfassung der BRD heißt es im Artikel 20 GG, Absatz 1.:

„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“

Wenn es nach mir ginge, müsste dieser Artikel wie folgt ergänzt werden, um dem Kampf gegen den Faschismus Verfassungsrang zu geben:

„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer, sozialer und antifaschistischer Bundesstaat.“

Leider bin ich nicht zuständig für die Verfassung der BRD.

13.01.2024 – Hätte, hätte, Lichterkette

Korfu, im Frühjahr 23.

Kreuzberg, Viktoriapark, 22 Stunden später.

Wenn ein Blick in die Zukunft eher trübe scheint, hilft mitunter der ins Fotoarchiv.

Was immer hilfreich ist: Der Blick in die Vergangenheit, hier in den Januar 1933. Am 4. Januar 1933 traf sich Hitler mit dem exponierten Vertreter der konservativen Eliten der Weimarer Republik, Franz von Papen, und einem Vertreter des Kapitals, Kurt Freiherr von Schröder, in dessen Landsitz. Dieses Treffen leitete die nach Maßstäben der Weimarer Republik demokratisch erfolgte Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 ein. Am 15. Januar 1933 fand die letzte freie Wahl statt, in Lippe, einer Art Bundesland damals, bei der die NSDAP 36 Prozent dazu gewann und stärkste Partei wurde. Das Ergebnis stärkte und legitimierte den faschistischen Führungsanspruch Hitlers gegenüber den Konservativen und Reaktionären der damaligen Republik.

Treffen von Faschisten mit konservativen Eliten und Vertretern des Kapitals, war da nicht was? Und Wahlen, ist da nicht was? Kommunalwahlen in 8 Bundesländern, 3 Landtagswahlen in der Ostzone, EU-Wahl. Die schon seit langem vertreibungsradikal auftretende AfD wird nach zu erwartenden Rekordergebnissen noch militanter auftreten, dann werden aus den Deportationsphantasien Vernichtungsphantasien. Sie treibt dann die hilflos überforderten demokratischen Kräfte vor sich her und die bisher verdeckte Militanz über befreundete, aber noch halbwegs geleugnete Nazi-Schlägertruppen wird offen zutage treten. So wie im Osten teilweise jetzt schon flächendeckend Gewalt und faschistische Ideologie im Hegemonialkampf um die Alltagskultur gewonnen haben, wird das auch im Westen der Republik um sich greifen. Immer mehr Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, von Abgeordneten bis hin zu Flüchtlingsinitiativen und Restlinken, werden bedroht sein.

 Damit ist der demokratische, bürgerliche Antifaschismus völlig überfordert. Es ist ja erfreulich, dass die schweigende Mehrheit nicht mehr schweigen will, laut Spiegel.  Da ist aber eher der Wunsch die Mutter des Gedankens, bei 2000 TN in Hamburg. Wir erinnern uns an die 90er, Rostock Lichtenhagen und die daraufhin flächendeckende Erleuchtung der Republik durch Lichterketten, ca. 400.000 TN. Gut gemeint, fürwahr, und die Initiatoren erhielten dafür 1992 bei der Bambi-Verleihung einen Sonderbambi .

Bei auch nur oberflächlicher Kenntnis der Verfasstheit der bürgerlichen Gesellschaft war klar: Das hält nicht lange vor. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Was langfristig daraus wurde, sehen wir heute.

Jetzt warten wir erstmal ab, die Wahlen im Juni und September, und dann schaun mer mal. Und im Dezember singen wir dann: Morgen, Kinder, wird’s was geben…

Und was war nochmal im Februar 1933? Da brannte der Reichstag, in dessen Folge wurde die Reichsbrandverordnung erlassen und die Demokratie auch formal abgeschafft

So richtig hilfreich war der Blick ins Fotoarchiv auch nicht. Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, trübe Nasskälte, verspüre ich ein schmerzhaftes Sehnsuchtsziehen in meinen Innereien.

Was soll’s.

11.01.2024 – Linksgrüne Klimakleber und langhaarige, drogenverbrauchende Atomkraftgegner

Einfach am Meer in der Sonne liegen, an nichts denken. Denken Sie öfter daran, einfach mal an nichts zu denken.

Stattdessen Deutschland im Winter: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland: Alles raus aus Deutschland, was nicht genügend assimiliert ist, auch mit deutscher Staatsangehörigkeit. Wer assimiliert ist, bestimmt im Zweifel die AfD.

Das Treffen fand im Landhaus Adlon statt, nur wenige Kilometer entfernt von der „Wannsee-Villa“, wo die Nazis einst den millionenfachen Mord an Europas Juden geplant hatten (Thanx an Chris für den Hinweis)

Mit dabei von der AfD: Roland Hartwig, rechte Hand der Parteichefin Alice Weidel, Gerrit Huy, Bundestagsabgeordnete, Ulrich Siegmund, Fraktionsvorsitzender Sachsen-Anhalt, Tim Krause, stellv. Vorsitzender im Kreis Potsdam und Neonazis wie der Identitäre Martin Sellner, sowie Silke Schröder vom Vorstand des CDU-nahen Vereins Deutsche Sprache, Simone Baum und Michaela Schneider von der CDU-nahen Werte Union, vom Hochadel Alexander von Bismarck und diverse Unternehmer.

Das Ziel der Remigration, also der Massenvertreibung von Millionen, ist bei allen anderen Unterschieden und Konflikten die einigende Klammer aller Rechten, von Teilen der CDU über konservative Eliten und Unternehmer bis hin zu Faschisten. Das Thema Migration wird alle Wahlkämpfe der nächsten Zukunft überschatten und trifft auf Zustimmung weiter Kreise der Bevölkerung. Mittel zur Durchsetzung dieser faschistischen Kernideologie des „rassereinen Volkskörpers“ ist die kulturelle Hegemonie in der Gesellschaft, also unter anderem eine rechtsextremistische Gegenöffentlichkeit via soziale Netzwerke wie TikTok oder YouTube, Influencerprojekte, Propaganda, Aktionsbewegungen, universitäre Projekte, permanente Delegitimierung öffentlich-rechtlicher Medien, Druck auf kommunaler Ebene auf ausländische Restaurants,  später auf Landesebene Umgestaltung der Förderlandschaft, also weg mit Frauenhäusern, Gleichstellungsbüros, Flüchtlingsräten, freier Kulturszene, hin zu einer nationalen Kulturpflege von heteronormativer Kleinfamilie, von Eigentum, Disziplin, Fleiß, weg von jeglicher Diversität.

Ein Mittel der „Remigration“: die Gründung eines „Musterstaats“ in Nordafrika, in den Millionen Menschen hin vertrieben werden sollen, siehe auch die geplante Nazi-Vertreibung der Juden nach Madagaskar . Eine irrsinnige Vorstellung, daher wird sicher bei einem Folgetreffen der oben genannten Faschisten über Alternativlösungen geredet werden: die Vernichtung der Nichtassimilierten.

Während der Prozess der Faschisierung der Gesellschaft einer Lawine gleich immer mehr Fahrt aufnimmt, schläft die Mitte der Gesellschaft den Schlaf der Selbstgerechten so tief, dass es selbst der Präsident des Verfassungsschutzes rügt!

Ich bin gespannt, wie die organisierten Säulen der Zivilgesellschaft auf diese Entwicklungen reagieren, ob sie langsam aus ihrem Dämmerschlaf des zeitlupenhaften Rotierens um die eigene Achse erwachen ….

Dazu passt: DLF-Interview mit dem Parlamentarischen AfD-Geschäftsführer im Bund, Baumann; Zitat des Neonazis über die Entwicklung bestimmter Politikergenerationen: „…linksgrünen Klimakleber … langhaarige, drogenverbrauchende Atomkraftgegner ..

Alles Nicht-Assimilierte …

09.01.2024 – Müll in den Köpfen

„Bitte halten Sie diesen Bereich sauber! Entsorgen Sie den Müll in den bereitgestellten Behältern.“ In der Nachbarschaft. Das Bild sagt mehr als tausend Worte, wie weit man mit dem Appell an die Vernunft kommt, in Zeiten allgemeiner Verwahrlosung. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her und Verhältnisse wie die im Bild spiegeln immer auch den Zustand der Gesellschaft wider. Ich will Schweinereien wie die im Bild nicht entschuldigen, mich kotzt ein derartig asoziales Verhalten an, aber wenn eine Gesellschaft Teile ihrer Mitglieder wie lästigen Müll behandelt, darf sie sich nicht wundern, wenn der Müll selbigen entsorgt, wo er geht und steht.

Desintegration an allen Ecken und Enden:

Ärzte-Millionäre machen für noch mehr Kohle ihre Praxen dicht, obwohl sie schon zu den Bestverdienenden in ganz Europa gehören. Scheiß auf die Patienten, jedenfalls den Kassenpatienten-Müll.

Großagrierer, deren Gewinne allein im letzten Jahre um 60 Prozent gestiegen sind und sich nicht selten im Bereich von Arztpraxen bewegen, legen die Republik lahm, um für ihr Menschenrecht auf Verpestung der Umwelt mit Diesel zu demonstrieren. Wobei sie fröhlich die zahlreichen Nazis bei ihren Demos begrüßen. Nicht die Offiziellen, die distanzieren sich verbal, es ist der gemeine Bauernbasismob, der den Schulterschluss mit dem rechten Rand sucht.

Die Eisenbahngewerkschaft GDL legt mal wieder die Republik lahm, was für sich genommen legitim ist und aus Gewerkschaftssicht das einzige Mittel, was Arbeitnehmer*innen zur Wahrung ihrer Interessen haben: Streik. Dass allerdings die Gewerkschaft GDL eine eigene Zeitarbeitsfirma gründet, ist ein weiteres Steinchen im Mosaik zunehmender Verwahrlosung der Sitten. Zeitarbeit gehörte mal aus gewerkschaftlicher Sicht als „Sklavenhandel“ auf den Misthaufen der Geschichte, weil es für Lohndumping, deregulierte Arbeit und Ausbeutung stand. Und jetzt sowas.

Die einzige nennenswerte gesellschaftliche Personengruppe, von der man nichts hört, die still alle Demütigungen hinnimmt und all den realen und immateriellen Dreck, der ihr zugemutet wird, widerstandslos in sich hineinfrisst, sind die Armen. 18 Millionen sind in Deutschland direkt von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen, sie hungern und frieren immer öfter.

Wenn nur ein Bruchteil von denen die Republik lahmlegen würde, auf allen Straßen, vor Fabriken, Kraftwerken, Parlamenten, sagen wir ca. 10 Prozent, 2 Millionen, dann ….  und spätestens hier streikt mir die Feder.

Was stattdessen stattfindet, sind wachsende Wahlerfolge der AfD in sozialen Brennpunkten, da, wo die Armen hausen. Da die AfD denen, sollte sie an der Macht partizipieren, das Fell über die Ohren ziehen wird, siehe Italien, wo die Faschisten an der Regierung den Armen die Stütze vollständig gestrichen hat, nähern wir uns auf der realen Ebene dem früheren Slogan aller Revoluzzer: Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber (Bert Brecht im O-Ton).

Kein Wunder bei den Zuständen, dass der Müll in den Köpfen zunehmend seine Entsprechungen in der Öffentlichkeit findet.

07.01.2024 – Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden

BILD

Schöner Anblick? Eher trostlose Aussichten …

Was ist Antisemitismus? Das ist im Alltag mitunter schwer zu fassen, da sich Antisemitismus oft hinter Codierungen versteckt:  „Die Rothschilds“, „Hochfinanz“, „Zionisten“,  „Rockefeller“, „Zuckerberg” „Gates“ „George Soros“ –klassische, alte antisemitische Codes. Auch Chiffren in Form von Tier-Metaphern wie Krake, Schlange, Schwein, Heuschrecke. Gerne in Verbindung mit Formulierungen: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen…“

Hier eine geläufige und allgemein anerkannte Definition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance.

Wichtig im aktuellen Zusammenhang des anwachsenden israelbezogenen Antisemitismus scheint mir folgendes:

– Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet oder gefordert wird.

– Die zwangsneurotische Kritikfixierung auf den Staat Israel, obwohl der die einzige Demokratie im Nahen Osten und weit darüber hinaus ist.

– die Relativierung von Faschismus, hier dem der Hamas, deren wahlloser, blindwütiger, flächendeckender Terror mit Menschenrechtsverletzungen seitens Israel gleichgesetzt wird. Die gibt es ohne Zweifel, die gibt es leider in vielen Ländern. In Demokratien wie Israel können das Straftatbestände sein und gerichtlich geahndet werden.

– Jede Verschwörungstheorie baut auf dem Antisemitismus und seiner Struktur auf (Beispiel Corona-Impfverschwörungstheorie: Impfen bewirkt nichts, ist schädlich, tötet, im Impfstoff steckt irgendwas Ominöses drin, dahinter steckt Bill Gates, George Soros und die Echse Angela Merkel, um den großen Reset einzuleiten)

– Antisemitismus ist das Gerücht über Juden (Theodor W. Adorno)

– In Krisenzeiten werden Sündenböcke gesucht. Je mehr Krisen, desto mehr Antisemitismus

Deutlich zugenommen in den letzten Jahren hat der israelbezogene Antisemitismus, vor allem nach dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober. Jede Wette, dass inzwischen die Mehrheit der Neuköllner Palästina-Community glaubt, dass am 7. Oktober Israel die friedfertig in ihren Betten schlummernden Hamas-Friedensbotschafter überfallen hat und das hinter den Morden an israelischen Kindern, Vergewaltigungen israelischer Frauen, dem Massaker auf dem Open-Air-Festival von Reʿim  die CIA steckt.

Ähnliches scheint ja auch die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard im Hinterkopf zu haben, als sie auf die Frage, ob Studierende, die auf dem Campus zum »Völkermord an Juden« aufrufen, gegen die Verhaltensregeln der Unis verstoßen, antwortete: »Es hängt vom Kontext ab.« Antisemitismus pur. Oder die Schwestern der pseudo-links-feministischen Frauengruppe Zora , die in einem besonders verwerflichen Akt von Niedertracht ihren vergewaltigten und ermordeten israelischen Schwestern jegliche Solidarität verweigerten und diese stattdessen den faschistischen Killer der PFLP zukommen ließen, Killerbrüder im Geiste der Hamas. PFLP, das waren die mit diesen scheußlichen Lappen, Palästinensertücher genannt, heute noch in hiesigen Antisemit*innen-Kreisen getragen.

Das Muster der Solidaritätsverweigerung Jüdinnen und Juden gegenüber zieht sich wie ein roter, korrigiere: brauner Faden durch linke, feministische und kulturbolschewistische Zusammenhänge. Trostlose Aussichten …

06.01.2024 – Die Ampel-Regierung will Bauern an den Tank? Wir Bauern misten aus!

CDU Sachsen, Facebook, Dezember 2023. Die Kritik daran: verstörende Bildsprache und Aufruf zu Attentaten.  Das Foto ist Stand 06.01.2024, also nach dem Angriff des Mobs auf Robert Habeck, immer noch online.

© Deutsches Historisches Museum Berlin

Wahlplakat der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ (NSDAP) zu den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932, Felix Albrecht (nachw. 1932/33), Berlin 1932.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die CDU Sachsen kennt das Original von 1932 und stellt sich bewusst in eine nationalsozialistische Tradition. Oder die CDU Sachsen kennt das Original nicht und stellt sich unbewusst mit ihren Phantasien, feuchten Träumen, Emotionen in die Tradition einer gewaltbereiten und zu Gewalt aufrufenden, faschistischen Ideologie.

Die Bildsprache im NSDAP-Plakat ist für heutige Zeitgenossinnen nicht mehr automatisch dechiffrierbar, 1932 war klar, wer im Bild gemeint war: Hinten mit der Brandfackel und der Proletariermütze der Moskaukommunist, mit asiatischen Gesichtszügen. Ein Appell an die tiefsitzende Angst der Europäer vor Hunnen, Mongolen, überhaupt allem, was fremd und un“arisch“ scheint. Folgerichtig fackelte angeblich kurz nach der Machtübernahme der Nazis ein Kommunist aus dem Osten, Georgi Dimitroff, den Reichstag ab, was die Macht der Nazis zementieren sollte. Die zwei Personen davor sind rote, im Zweifel jüdische Winkeladvokaten, die mit den Paragrafen des bürgerlichen Rechts die angestammten Naturrechte des Blut und Boden-Adels, des Nährstandes, zerstören wollen. Der verstörte Schlipsträger im Vordergrund stellt wohl die Reste des Bürgertums der Weimarer Republik dar.

Der konstruierte Gegensatz Stadt-Land, Zivilisation-Natur, Die da oben in Berlin-wir hier auf der heimischen Scholle, birgt enormen Sprengstoff. Er konstruiert ein imaginäres „Wir“ (als ob der Bauer seinen Nachbarn nicht genauso wenig leiden kann wie den Amtsrat in der Kreisstadt) im ständigen Kampf gegen ein ebenso imaginiertes Außen, Fremdes. Natürlich ist dieser Gegensatz Blödsinn, das Land ist nichts weiter als eine verödete, verpestete, grün angestrichene Stadt-Brachfläche mit Schlafsiedlungen, Gewerbeflächen und riesigen vermaiselten Monokulturen. Die paar restlichen freien Bauern der Scholle sind nichts weiter als agrarindustrielle Großunternehmer auf der Basis von gigantischen Steuersubventionen, ein branchendeckender Agrarsozialismus reinsten, durch Pestizide und Insektizide vergifteten Wassers.

Über das bisschen Gewalt-Androhung gegen Robert Habeck können die Agrarkumpels in Frankreich nur lachen. Und richtig ungemütlich auf unseren Straßen würde es erst, wenn es dem deutschen Facharbeiteradel in der Autoindustrie an den Kragen gehen sollte. Das sind Stand 2022 ca. 775.000 Beschäftigte – 60.000 weniger als 2018. Automatisierung, Digitalisierung, die Umstellung von Verbrenner auf E-Mobilität, das sind Entwicklungen, die dem vermeintlichen Fachkräftemangel entgegenlaufen und sich beschleunigen könnten. Und wenn ein gutverdienender Auto-Facharbeiter mit Häuschen, 2 Autos und einem Haufen Schulden absehbar die Perspektive hat, sein Lohn und Brot als Billiglohn-Amazon-Zusteller zu fristen, wird er sich sicher seiner kollektiven Gestaltungsmacht auf der Straße erinnern. Wilde Massenstreiks mit Militanz-Tendenzen, aber von rechts gesteuert, der Alptraum der IG Metall und der Gesellschaft.

Muss nicht, kann. Alles Konjunktiv. Noch. Sicherer ist da eins: Der Versuch der Sachsen CDU, die AfD rechts zu überholen, wird nicht klappen. Da wählen die Leute doch eher das Zweit-Original nach der NSDAP, die NSDAFD

05.01.2024 – Alle Macht den Archivaren, sonst wird die Nachwelt nichts erfahren!

Postkarte Vorderseite, Münchener Olympiastadion

Rückseite. 8.8.73. Wurstfabrikant Herta KG an den Kolonialwarenladenbesitzer Hermann Sievers. (Archiv Hermann Sievers)

„Sehr geehrter Kunde! Wußten Sie, daß die Besucher der Olympischen Spiele in München mehr als eine Million Herta Riesenbockwürste gekauft haben. Das ist ein großer Erfolg, der die Qualität der Herta Riesenbockwurst unterstreicht. Vom 13.8. – 18.8.73 starten wir mit der Riesenbockwurst – Art. 2710 – eine Verkaufsaktion.

Ich empfehle, machen Sie mit, es lohnt sich!  Alles weitere beim nächsten Besuch. Es grüßt Sie freundlichst Ihre Herta KG … „

Im Jahre 1897 wurde von Ludwig und Hermine Schweisfurth eine Ladenmetzgerei in Herten begründet, daraus entstand im Laufe der Jahre der europäische Fleischkonzern Herta, der 1984 an den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé verkauft wurde. 2019 wurde bekannt, dass Nestlé die Investmentbank Rothschild beauftragt hat, in sechs Ländern den Aufschnitt- und Fleischwarenbereich von Herta zu veräußern.

Die Rothschilds sind eine jüdische Familie, deren Stammreihe sich in Deutschland ab 1500 urkundlich belegen lässt. Das vermutlich wirkmächtigste antisemitische Stereotyp ist das von der internationalen jüdischen Finanzherrschaft  , das bis heute in den Köpfen aller linken, rechten und bürgerlichen Antisemit*innen spukt und dort vermutlich unausrottbar bis zum Ende der Zivilisation sein trübes Dasein fristen wird. Unnachahmlich hat es einer der Lieblingsantisemiten aller Deutschen, Wilhelm Busch, in Verse gegossen, im germanischen Antiheldinnen-Epos „Die fromme Helene“

„Und der Jud mit krummer Ferse,

Krummer Nas’ und krummer Hos’

Schlängelt sich zur hohen Börse

Tiefverderbt und seelenlos.“

Helene heiratet, kriegt Zwillinge, die allerdings nicht von ihrem Mann sind, wird nach allerlei Irrungen und Wirrungen Alkoholikerin, verbrennt betrunken an einer Petroleumlampe und wird vom Teufel in die Hölle geholt. Ein klassisches (Dichter-)Männertopos: Frauen, die einer selbstbestimmten Sexualität frönen, sind des Teufels und werden im Werk vom Schöpfer ermordet. Oft genug nicht nur im Werk, sondern im Leben. Ehebrecherinnen werden in muslimischen Staaten wie Iran und Saudi-Arabien heute noch gesteinigt.

Wilhelm Busch, ein großer Deutscher … Antisemit und Frauenhasser.

Zurück ins Müchener Olympiastadion. Dort fanden die Spiele von 1972 statt. Sie wurden die heiteren genannt. Bis zum palästinensischen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft, bei der 11 Mitglieder des israelischen Teams auf Grund der Unfähigkeit hiesiger Behörden ermordet wurden . Die Spiele wurden nicht abgebrochen, Deutschland blamierte sich bis auf die Knochen und das IOC verweigert bis heute ein Gedenken bei olympischen Spielen an den Terroranschlag, weil das andere Verbände vor den Kopf stoßen würde. Damit sind unter anderem Iran und Saudi-Arabien gemeint.

1936 fand die Olympiade in Berlin statt, auch sie wurde überwiegend als heiter bezeichnet. Der Terror dort kam nicht von außen, sondern von innen. Hier übernahm der Staat die Rolle des antisemitischen Schlächters.

2036 sollen die olympischen Spiele wieder in Berlin stattfinden, geht es nach den Vorstellungen manch stabiler Genies hierzulande . Da in unserer Kreuzberger WG noch Reste linker Verbal-Militanz schlummern, steht unsere AG „Olympia Berlin 36 verhindern“ unter dem Motto „Feuer und Flamme für Olympia“.

Falls Sie, liebe Leserinnen, noch alte Postkarten besitzen: Auf keinen Fall entsorgen! Bitte an mich senden. An der privaten Familiengeschichte entfaltet sich in buntem Kleinformat das ganze Weltgeschehen.

Alle Macht den Archivaren, sonst wird die Nachwelt nichts erfahren