
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Nein. Tu ich nicht. Eher empfand ich den nächtlichen Anblick auf der Tauentzienstrasse in Berlin als subtile Horrorgestalt, aus einem Buch von Stephen King. Horror ist am wirkungsvollsten, wenn er alltäglich daherkommt und einen Namen hat: In diesem Fall Weihnachten. Der Tauentzien ist die Haupteinkaufsstraße von Berlin, noch vor dem Kudamm. Hier liegt auch das KaDeWe, welches ich ab und zu frequentiere wegen der unvergleichlichen Feinkostabteilung, wo es alles zu kauen und schlucken gibt, was Herz und Leber aller Neureichen der Welt, die Berlin gerade in der Vorweihnachtszeit mit ihrer bloßen Existenz verpesten, erfreut. Meins auch.
Und insofern prallen im KaDeWe Kulturen aufeinander, nämlich meine und die der Geschilderten. Und wie oft, wenn Kulturen aufeinanderprallen, entsteht dabei kein sinnvoller, befruchtender Austausch, was eine Wunschwahnvorstellung von universitären Elfenbeinturmintellektuellen und Politikerinnen aus Szenevierteln ist, die sich die Welt so malen, wie sie sie gerne hätten, sondern nackter Hass.
In dem Fall bei mir. Angesichts der langen Schlangen von Russ*innen, die sich vor den Shop-in-Shop Luxusläden dort wie Prada, Luis Vuitton, Versace etc. bildeten. Die bringen regelmäßig vor Weihnachten neue Kollektionen raus und alles, was keinen Geschmack und Geld hat für Taschen zu 3000 Euro oder eine gesteppte Bomberjacke für 10.000 Euro, stellt sich da brav an.
Natürlich gibt es im KaDeWe auch Schwarze. Ich hab selber einen gesehen. Der tauschte die Mülleimer da aus.
Dass in mir ungutes Gefühl hochquoll angesichts dieser Anblicke, ist ebenso unzivilisiert wie verständlich und auch sinnvoll. Natürlich galt mein ungutes Gefühl auch neureichen Ukrainer*innen dort, aber dafür reichten meine Sprachkenntnisse nicht aus, um das zu differenzieren. Selbstverständlich hab ich mich auch in die Schlange gestellt, um die Sprachen dort zu hören. Einfach nur dem Äußeren nach zu urteilen, wäre ein disqualifizierender
rassistischer Reflex.
Sinnvoll war die Erfahrung im KaDeWe insofern, als Emotionen als notwendige Voraussetzung für die Bildung politischer Einstellungen unabdingbar sind, sofern sie kritisch reflektiert werden. Mit Büchern und Theorie kriegen Sie höchstens eine hauchdünne zivilisatorische Lackierung über Ihren alten Adam, die Eva sowieso. Also der Weg zum Klassenkampf führt notwendig durch das KaDeWe und hinterher in die Feinkostabteilung, Sekt verklappen.
Für alle Bildungsvollpfosten: Das Gedicht oben ist nicht von mir, sondern von Goethe.
07.11.2022 – Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.

Was hat Eva im Paradies gefehlt? Gepflegter Herrenwitz aus den Fünfzigern. Da gab’s ja mitunter richtig gepfefferte. Das Schöne an diesem Blog ist, hier kann alles verwurstet werden, von dem ich sonst nicht weiß, wohin damit. Wenn ich mehr als drei Gegenstände von obigem Kaliber habe, mache ich einen Ordner „Herrenwitze“ auf. Bis dahin schwebt diese Lachsack-Furzkissenähnliche Perle des Humors singulär in meinem Blog und vertreibt kurzfristig die Gedanken an die böse, böse Politik.
Die wie immer mit dem Privaten einherkommt. Auch Ihre Wohnungen, liebe Leserinnen, dürften sich jetzt langsam mit Pulloverkompatibler Kälte vollgesogen haben, die Heizungen laufen sich langsam warm, obwohl es für die Jahreszeit nach wie vor zu milde ist. Die Infoschreiben der Energieversorger sind raus, ich muss 130 Prozent mehr zahlen. Ich dachte, mich trifft ein Hirnschlag. Sowas abstrakt als drohendes Menetekel in den Medien zu lesen ist eine andere Nummer, als wenn es einem in den Briefkasten flattert. Berlin ade, war mein erster Impuls. Korfu gleich hinterher. Der nächste Gedanke: Wie werde ich schnell ohne viel Arbeit und Mühsal reich? Lotto, TV Quiz, erben, ok, sowas soll vorkommen, ist aber schlecht kalkulierbar. Und gar bei Banküberfall oder Drogenhandel fangen schon die Schwierigkeiten an, beides vermutlich illegal, und kann in Arbeit ausarten.
Ich sah mich schon am Dümmer Urlaub machen, ein See, der seinen Namen nach einem Film mit Jim Carey hat, namens „Dumm und Dümmer“. See und Film sind extrem flach.
Bei Millionen Haushalten ist Ende Gelände im Portemonnaie, egal wie da noch an einigen Stellschrauben gedreht wird. Spätestens bei den ersten Frösten, wenn die Energieabschläge schwarz auf weiß für die neue Heizperiode in den Briefkasten geflattert sind und die Inflation weiter hartnäckig zweistellig bleibt, wird die Stimmung bei den Volksgenossen schnell, nachhaltig und explosiv kippen.
Und die Stimmung in Sachen „Ukraine“ wird sich drehen wie ein Wetterhahn im Winde. Frieren und Hungern für die slawischen Brüder und Schwestern im Osten? Bei der Ostorientierung der Deutschen in den zurückliegenden Jahrzehnten hab ich da so meine Zweifel. Der Krieg könnte schneller in einen Waffenstillstand zumindest übergehen als bisher gedacht, wenn die USA und Deutschland den Ukrainern klarmachen, dass auf Grund der Stimmung an der hiesigen Heimatfront die Unterstützung in Sachen Kohle und Waffen ausläuft und Verhandlungsfrieden das Gebot der Stunde wird. Da bin ich mal auf die ersten friedensbewegten Zwischentöne aus Berlin, Washington und Kiew gespannt. Ein Paradigmenwechsel in der Praxis muss ja erstmal verbal und mental vorbereitet werden.
Ich würde das begrüßen. Krieg kommt für mich nach der ultima ratio. Sterben für das Vaterland? Nicht so meins. Und auch aus anderen egoistischen Motiven bin ich eher für Frieden. Urlaub am Dümmer? Dann eher Schlittschuhlaufen in der Hölle. Es ist nun mal so: Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.
04.11.2022 – Drogen, Alkohol und Religion

Am Meer.
Transzendenz ist Erfahrung jenseits dessen, was wir verbalisieren können. Über Transzendenz können wir nach Wittgenstein nicht reden, der, obwohl rasiermesserscharfer Sprachlogiker, der Transzendenz nicht abgeneigt war. Wenn uns bei der Musik von Mozart Tränen kommen, wir auf einem Trip Zeit und Raum verändert wahrnehmen, in euphorischen Phasen individueller Geschlechterliebe auf Wolken schweben zu scheinen oder am Meer liegend unsere Brust sich weitet, mit einem anderem Stoff, Glück, als Luft, so sind das transzendentale Erfahrungen, an deren Bestimmung, Entstehung, Form und Verlauf unsere Sprache notwendigerweise scheitert. Transzendente Erfahrungen sind notwendig, ohne sie nimmt der Mensch Schaden an seiner Seele. Drogen, Alkohol, Religion sind nichts weiter als die materialisierte Sehnsucht des Menschen nach Transzendenz. Marx hatte mit seinem Diktum recht: Marihuana ist Opium für das Volk.
Nicht wenige suchen transzendentale Erlösung in der Religion, im Glauben an Götter, an metaphysische Elemente. Was individuell sicher nicht verwerflich ist, aber in seiner organisierten Form von religiösen Gemeinschaften, Amtskirchen etc. zum Demokratie gefährdenden Schwachsinn wird. Eine Münze kleiner geht es leider nicht und damit kommen wir zur gesellschaftlichen Anwendung des Obigen.
Überall auf der Welt verschwindet Demokratie und das Neue nimmt langsam Konturen an. Vollständige Demokratien gibt es gerade noch 20 auf der Welt, von 152 Staaten.
In panischer Angst schwurbelt das bürgerliche Lager um den Begriff herum, nennt das neu Entstehende Autoritarismus, Fundamentalismus, Nationalismus, religiöser Wahn, anstatt es als das zu benenn was es ist, nämlich beginnender Faschismus. Das Bürgertum kommt mir vor wie ein Kleinkind, das glaubt, mit dem Verschweigen vom Namen des Alptraums verschwindet jener aus seiner Realität. Tut er aber nicht, im Gegenteil, was schlecht verschwiegen wird, taucht umso übler hinterrücks wieder auf. Die Namen und Staaten sind bekannt: Formale Demokratien wie Russland, USA, Brasilien, Türkei, fast der ganze Osten der EU, und jetzt auch noch Israel, ausgerechnet Israel. Mit einer Regierung, in der Pistolen schwingende Rassisten und Faschisten Polizeiminister werden wollen.
Ihnen allen gemein ist der Rückgriff auf die Metaphysik. Ob Gott, Jahwe, Allah, sie alle führen den Namen eines Gottes im Mund. Für Gott, Familie, Vaterland, Ehre. Mit Hass gegen linksgrünversiffte Genderdiktatur, Flüchtlinge, Buntes, Nachbarstaaten.
Das rührt die Menschen offensichtlich im Inneren mehr an als guten Argumente und Logiken von uns Gutmenschen.
Wenn Sie wissen wollen, wo der Unterschied zwischen Rechtspopulismus und Linkspopulismus ist, schauen Sie, welche Rolle das Individuum bei Beiden spielt. Rechtspopulisten wollen immer maximale Verfügungsgewalt über den Körper der Frau, als willfährige Reproduktionsmaschine für die Krieger an der Front. Auf Abtreibung steht bei ihnen der Tod, im wörtlichen Sinn. Ein Linkspopulist wird niemals gegen Abtreibung sein
Fazit dessen, was mir selber erst nur in Konturen klar wird: Eine rein ökonomisch verkürzte Erklärung der aktuellen Krisenentwicklung greift zu kurz, a la : Je weniger Geld im Beutel, desto mehr Krise und nachfolgend Faschismus. Das mündet in Vulgärmarxismus.
Epilog: Die wissenschaftliche Reflexion über die Transzendenz übrigens ist die Metaphysik, eine filosofische Disziplin, die sich mit den letzten Fragen beschäftigt: Warum existiert die Welt? Gibt es einen Gott? Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt? Die Metaphysik ist also so nützlich und notwendig wie ein Pickel am Arsch. Entscheidend ist die Frage, wie können wir die Welt verändern, zu einem besseren Ort machen.
03.11.2022 – Baumärkte, Darmspiegelungen und Gewerkschaften

Streik der IG Metall beim Baumaschinenproduzent Hanomag-Komatsu, 01.11.2022
Der Besuch eines Baumarktes kommt in meinem Beliebtheitsranking noch hinter einer Darmspiegelung. Wenn ich nur diese schwieligen Männerhände da sehe, die gestapelte Spanplatten und Betonmischer zärtlicher streicheln als jedes menschliche Wesen in ihrem Leben, weiß ich: Die Zivilisation ist dem Untergang geweiht. Das Blaumanngekleidete Grauen. Baumarktbesucher, Fußballfans und Kirchgänger belegen in meinem Personengruppenbeliebtheitsranking letzte Plätze. Aus solchen Schichten, die teilkongruent sind, wird der Mörtel gerührt, der das Fundament unserer Gesellschaft bildet und entsprechend sieht sie ja auch aus.
Meine Laune war ergo nach einem notwendigen Besuch in diesem Vorhof der Hölle nahe dem Gefrierpunkt. Hellte sich im Verlassen dieses locus horribilis aber jählings auf, als von Nahem quäkendes Lautsprecher-Popgeplärre und Trötenlärm scholl. Das Leben findet auf der Straße statt und nicht zwischen Buchdeckeln oder in Baumärkten, ergo lenkte ich den Weg meines Pedalo-Zossen sofort dort hin. Warnstreik der IG Metall. Siehe oben.
Ich bin schon so lange IG Metall Mitglied, dass meine Ehrennadel für 100 Jahre Mitgliedschaft Staub angesetzt hat. Als ehemaliger Betriebsrat, Delegierter, Bildungsreferent und feuriger 1. Mai-Agitator kenne ich den Laden in- und auswendig. Die IGM gleicht, jenseits der Inhalte, aus organisationssoziologischer Sicht der katholischen Kirche: Veränderungen sind ihr natürlicher Feind, der interne Umgang mit Kritikern, gar Häretikern, ist stalinistisch, Schuld sind immer die anderen und eigentlich sind beide die Steigerung von Baumärkten. Einziger Lichtblick: Es gibt in der IGM nicht so viele Kinderficker wie in der katholischen Kirche. Hoffe ich jedenfalls.
Um da bei der Stange (!) zu bleiben, bedarf es einer gehörigen Portion Abstraktion und soziologischer Phantasie darüber, wie unsere Gesellschaft ohne Gewerkschaften aussehen würde. Nämlich noch beschissener als eh schon. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall z. B. ist nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde unter heftigen Entbehrungen bei den Streikenden in den 50ern in einem monatelangen Erzwingungsstreik erkämpft. Der Einstieg in die 35-Stunden-Woche, den ich persönlich noch mit erstreikt habe, war überhaupt die Voraussetzung mit dafür, dass das Verhältnis von Arbeitszeit und Lebensqualität ein Thema wurde, das dann in dem notorischen Work-Life-Balance Gequatsche von Heute mündete. Die Liste, wie unsere Gesellschaft ohne Gewerkschaften aussehen würde, ist ellenlang.
Seit Anfang der 90er, dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Sieg des Neoliberalismus, sind Bedeutung, Einfluss und Mitgliederzahlen der Gewerkschaften in freiem Fall, die Mitgliederzahlen wurden mehr als halbiert. Ohne deren regulatorischen Gestaltung haben wir hierzulande einen der größten Niedriglohnsektoren in der EU, die Armut ist um 50 Prozent gestiegen und das Kapital macht, was es will. Ich halte es also bei aller berechtigten Kritik an dieser Blaumann-Baumarkt-Truppe für betriebsblind, geschichts- und Interessenvergessen und reaktionär, nicht Mitglied einer Gewerkschaft zu sein.
Die Tendenz bei denen geht allerdings dahin: Der Letzte macht das Licht aus. Es naht der finale Zapfenstreich. Und so musste ich, als ich mich warmen Herzens und nunmehr bester Laune unter die Streikenden mischte, laut und herzhalft lachen, als ein begnadeter Selbstironiker aus den knatternden Lautsprecherboxen die mit einer Milliarde Aufrufen meistgedudelte Hymne aller Pophymnen donnern ließ: The Final Countdown.
Was also, liebe Gemeinde, will uns die heutige Predigt sagen? Auch im Untergang wird alles gut. Zumindest zum Lachen.
31.10.22 – Einfach mal belanglos und heiter.

Eine Woche Rhodos Anfang November 91.383 Euro. Screenshot von weg.de.
Vergleichsweise günstig kommt da noch Kreta daher mit 27.705,20 Euro.
Die Preise werden durch den allmächtigen und in dem Falle eher nicht nebulösen Algorithmus festgelegt, bei dem es hier im Wesentlichen um Angebot und Nachfrage in Relation zum erwarteten Gewinn gehen dürfte. Keine Quantenphysikähnliche Wissenschaft also. Die Unterkünfte sind eher mittelklassig. Nebensaison. Wie also zum Teufel kommt dieser Preis zustande? Weiß der allmächtige Algorithmus, gelobt und gepriesen sei sein Name, doch mehr als ich, als Sie? Ist da ein nahe bevorstehender Atomschlag schon eingepreist? Oder anhand meiner ip-Adresse meine eher inferiore Adresse, so dass man mich mangels unterstellter Zahlungsunfähigkeit und/oder mangelnder Konsumbereitschaft gar nicht erst als potentiellen Bucher haben will?
Wir haben hierzulande im Oktober Hochsommer und ich brauchte nach der Rückkehr aus Korfu, wo fast durchgängig sonnige 25 Grad herrschten, meine Kleidungsgewohnheiten nicht umzustellen. Aber auch wenn das Wetter langsam völlig aus den Fugen gerät und wir vielleicht durchgängig bis Dezember frühlingshafte Zustände haben, es wird auch heuer winters wieder Tage geben, an denen Dunkelheit herrscht, Nieselregen, der Himmel so tief, die Temperaturen so brrrr und die Stimmung nahe Antidepressiva, ergo der innige Wunsch nach Abhauen erwacht. Und so hatte ich schon mal vorsorglich das Terrain sondiert, mit solch skurrilen Ergebnissen wie oben. Immerhin hat mich das zum Nachdenken gebracht, auch nicht schlecht.
Bis in den November sind es auf Korfu an die 25 Grad, Wasser über 20, sonnig, allerdings sind da alle Strände hochgeklappt, sprich: Die Saison ist Ende Oktober vorbei. Keine Direktflüge, keine Unterkünfte, Restaurants und Läden zu, bis auf das Angebot für Locals. Es kämen keine Leute.
Da beißt sich die betriebswirtschaftliche Katze in den Schwanz. Wenn keine Angebote da sind, fragen die Leute ja auch nicht nach. Und ich bin bestimmt nicht der Einzige, der die milden Temperaturen im November da schätzen würde, die einsamen Strände und die Ruhe und Beschaulichkeit einer von touristischen Anmutungen weitgehend befreiten Szenerie.
Aber dem Griechen, anders als dem Spanier, scheint das Wumpe zu sein. Auch wenn die soziale Absicherung bei saisonal bedingter Arbeitslosigkeit da wie das gesamte soziale Netz eher spärlich ist, als Folge von Schäubles brutaler Austeritätspolitik nach Finanz- und EU-Krise, herrschte bei den Locals in den letzten Tagen vor Saisonende eine durchgängig heitere, frohe Stimmung in Erwartung des Endes der Saison.
Ist ja auch ok so, dass sich nicht alle Welt den Bedürfnissen einer Erholungs- und Spaßsüchtigen Reiseklientel aus Mittel- und Nordeuropa unterordnet. Ich kann ja immer noch mit Zelt auf dem Rücken trampen. Wie damals, sweet hitch hiker. Das machen zwar wohl nur noch Verrückte und entlaufene Strafgefangene. Aber wer weiß, wie sich die Dinge entwickeln, Inflation, Rezession, Krisen. Den Urlaub lässt sich der Deutsche als Letztes nehmen. Und vielleicht sehen wir sie bald wieder massenhaft an Autobahnauffahrten und auf Raststätten, die sweet hitch hikers.
Heute im Blog einfach mal nur belanglos und heiter. Die böse Politik verfinstert uns noch früh genug wieder das Gemüt.
29.10.2022 – Irgendwer muss immer die letzte Runde zahlen, im Wirtshaus wie im Leben.

14 Prozent mehr Einkommen in einem Jahr, Arbeitslosenquote 0,7 Prozent, Inflation 4,5 Prozent. Aus einer Werbebroschüre der damaligen SPD/FDP-Koalition vor der Bundestagswahl 1972. Gefunden im unerschöpflichen Fundus des Hermann Sievers AHH7. Heute haben wir massive Reallohnverluste von über 5 Prozent, die Arbeitslosenquote liegt bei 5,4 Prozent (die reale Unterbeschäftigungsquote dürfte wesentlich höher liegen, eher bei 8 Prozent) und die Inflation bei über 10 Prozent.
1972 war der Höhepunkt des hier mehrfach angesprochenen „Goldenen Zeitalter des Kapitalismus“, eine Reform (die damals den Namen verdienten) nach der nächsten, Ausbau Sozialstaat, höhere Einkommen, Ansätze zu mehr Geschlechtergerechtigkeit keimten auf.
73 läutete die Ölpreiskrise den mählichen Reform-Niedergang ein, der – über den tendenziellen Fall der Profitrate mit der Folge von Deregulierung, Privatisierung und Ausbau des Finanzsektors – in den totalen Triumpf des Neoliberalismus mündete nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Nun ist das Modell des Neoliberalismus an sein Ende gekommen, beschleunigt durch multiple Krisen. Dessen zerstörerische Folgen werden sogar von Teilen des Marktes, (fragen Sie mich nicht, wer das eigentlich ist, es könnte länger werden bei der Antwort) nicht mehr akzeptiert, wie man am Scheitern der völlig durchgeknallte Prime-Minister-Trusse, genannt die „menschliche Handgranate“, in England sah.
Leider ist das mit dem Schwanengesang auf den Neoliberalismus keine frohe Botschaft. Irgendwer muss immer die letzte Runde zahlen, im Wirtshaus wie im Leben und vor dem, was nach dem Neoliberalismus kommt, kann einem nur grausen. Es glaubt ja beim gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft niemand im Ernst an ein kommendes reales Reformzeitalter, siehe oben, gar an eine solidarische sozialökologische Wende. Hierzulande brennen wieder Flüchtlingsunterkünfte, die AfD und andere faschistoide Parteien steigen in der Wählerinnengunst, der Mob mobilisiert auch im Westen auf den Straßen spontan Tausende. Eine reale Linke, die den Namen verdient, zerlegt sich selber, Utopien sind Ramsch-Bückware unterm Ladentisch und die Zivilgesellschaft ist in nicht geringen Teilen (es gibt auch Ausnahmen) eine Ansammlung von trägen, feigen Opportunisten.
Ganze Kohorten haben heutzutage keine Vorstellung mehr davon, wie reale Reformen aussehen können. Hier ein Beispiel aus der Broschüre:

Die Überschrift wirkt natürlich aus heutiger Sicht skurril und lädt zu Schlüpfrigkeiten aller Art ein. Wenn man (!) sich allerdings die dort beschriebenen Maßnahmen vor Augen führt, ist das tatsächlich verglichen mit dem Vorher-Zustand eine epochale Reform-Zäsur: Neues Eherecht mit Fortfall des Schuldprinzips, § 218 Reform, Babyjahr, Mieterinnenschutz. Flankierend dazu eine Strafrechtsreform, Ostverträge etc. pp.
Bei der Wahl 1972 erreichte die SPD dann auch den größten Erfolg ihrer Geschichte, die Wahlbeteiligung war mit 91,1 Prozent die höchste in der Geschichte der BRD und die NPD verlor drastisch an Stimmen.
Und heute, 50 Jahre später, sind alte, weiße Männer nach wie vor allein damit schon überfordert, andere Geschlechter wenigstens auf sprachlicher Ebene in Erscheinung treten zu lassen.
Es kommt in letzter Zeit immer häufiger vor, dass ich bei den Nachrichten laut lachen muss.
Fröhlich bin ich dabei allerdings weniger.
24.10.2022 – Solidarischer Herbst

Wo aber Gefahr ist, rettet das Wachsende auch. Hoffnungsschimmer Regenbogenfarben; in Abwandlung von Hölderlins Trostspendendem Satz aus „Patmos“: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Beim Solidarischen Herbst in Hannover waren über 2.000 Menschen, mittlerweile machen 20 zivilgesellschaftliche Organisationen mit, die Hälfte davon Mitglieder der Landesarmutskonferenz. Das ist eine Versechsfachung der TN-Zahlen gegenüber der Veranstaltung vom 14.09 und nicht, wie ich befürchtet hatte, Stagnation oder mäßiger Zulauf.

Viele Transpis und Fahnen, kurze und knackige Veranstaltung, knappe Stunde, bestes Wetter, buntes Völkchen, hier der DIDF Block.

Der Platz an der Goseriede war zu klein, es war eine stationäre Veranstaltung. Nichts ist peinlicher, vor allem für große Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände, mit lediglich ein paar Hanseln und Greteln einen riesigen Platz zu bespielen oder nur eine armselige Latschdemo hinzukriegen. Und da das bundesweite Bündnis „Solidarischer Herbst“ von seiner Mobilisierungsfähigkeit her vorab nicht zu kalkulieren war, haben die großen Verbände, verständlicherweise, auf dieser Variante insistiert. Als sich der Erfolg schon zu Beginn abzeichnete, kam durchaus Begeisterung bei den Verantwortlichen auf.

(Foto: D. A.)
Jedenfalls war der Blick aus der Rednerbütt auf diesen überquellenden Platz einer der seltenen lichten politischen Momente in den letzten Jahren, die gesellschaftlich eigentlich nur eine Abfolge von Krisen, Rückschlägen, Verblödungen, ja Irrsinn aller Art waren. Entschieden werden Krisen im letzten Grunde immer noch auch auf der Straße und da geht es um wachsende Mobilisierungen. Wo aber Gefahr ist, rettet das Wachsende auch. Nicht nur, aber auch.
Und bei der nächsten Latschdemo, dann vor Weihnachten vielleicht, sind es dann nochmal sechsmal so viele wie am 22.10.
Zum Schluss noch was zum Schmunzeln, ich hab sogar gelacht. In den Augen unserer revolutionären Fossilien treibe ich die Menschen in die Arme der AfD, Kommentar im Videokanal von Mr. Marxismo zu meinem Beitrag:
„ … Solche Redner wie am Anfang sind genau jene, die die Menschen in die Arme der AfD treiben …“
21.10.2022 – Ich bin ein Impfopfer

Vor ein paar Tagen in einer unserer gesichtslosen, austauschbaren Cities. Früher hat mich noch Zorn ergriffen, wenn ich sowas gesehen habe. Wegkärchern, Zwangspsychatrie, medikamentös ruhigstellen, mit Drogen vollpumpen, bis diese Troglodyten glauben, sie säßen im Kuckucksnest. Was halt so die Reflexe jenes nur mühsam durch die Regeln von Aufklärung und Zivilisation eingehegten Höhlenmenschen sind, der in jedem von uns schlummert, bereit beim kleinsten Anlass auszubrechen. Mittlerweile zucke ich nur noch ermattet-resignativ die Schultern.
Wir sind mit Riesenschritten in ein Zeitalter der Nach-Aufklärung unterwegs. Die Aufkündigung auch von Resten von Solidarität und Anstand bei diesen Schwurbleraffen (ha, ist doch noch da, der Zorn. Gut so. Gerade in den Affekten sind wir ganz nah bei uns selbst) ist die Umsetzung des Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte in eine andere Form und insofern erntet unsere Gesellschaft, die den durchgewunken hat, zu Recht jetzt den Sturm als Frucht des damals gesäten Windes. Mit ihren kruden Wahnvorstellungen gefährden besagte Affen nicht nur das Leben vulnerabler Gruppen, sie töten. Die Coronabedingte Übersterblichkeit ist vor allem ein Phänomen in der Altersgruppe jenseits der 70, also auch in Pflegeheimen, Seniorinnenrenitenzen und Einrichtungen. Im neoliberal-sozialdarwinistischen Geist des survival of the fittest sind solche Menschen in den Augen der Zivilisationsverächter oben im Bild, jener zehntausenden Verschwörungsphantasten, die es wöchentlich auf die Straße spült und des millionenfachen Sympathisantinnensumpfes in der Republik verzichtbar.
Ihr Mantra: Hauptsache „ICH“ und meine erbärmliche Freiheit, die im Nichttragen von Masken und Impfverweigern besteht. Ein Freiheitsbegriff, der in sich schon den Kern der Auslöschung des Anderen trägt.
Und genau an diesem Punkt vollzieht sich der Umschlag von der neoliberal-brutalen Unterlassung von Hilfe in den aktiven Vernichtungswillen des Faschismus, wo alles Schwache, Minderwertige ausgemerzt werden muss. In der Konsequenz des Faschismus dann auch alles, was anders ist, lebendig, bunt.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass Gewaltphantasien gegen Frauen, Homophobie, Hass auf Minderheiten als genuin faschistisches Merkmal auch flächendeckend in den oben skizzierten Kreisen zu finden ist. Und Potential bis in die Mitte der Gesellschaft hat, bis weit über Organisationen wie die rechtsextreme AfD oder die antisemitische Partei „Die Basis“, die bei der Niedersachsenwahl immerhin mehr Stimmen erhielt als die Piraten oder „Die PARTEI“.
Die Übergänge zwischen Neoliberalismus und Faschismus sind fließend. Dieser Fluss bedroht unserer Demokratie. Und wenn ich die Maßzahlen dafür nehme, wird mir braun vor Augen: Unlängst bei der Querdenkerspinner in Hannover über 3.000 TN. Wenn bei der Demo „Solidarischer Herbst“ am 22.10 in Hannover 1.000 kämen, wäre das schon viel. Hier gerät schleichend etwas aus dem Lot.
Ach so, ich bin übrigens auch eins jener oben im Bild zitierten Impfopfer. Ich habe jetzt innerhalb kurzer Zeit die vierte Coronaimpfung, eine gegen Pneumokokken, Gürtelrose und Grippe gekriegt. Von der gegen Grippe hatte ich zwei Tage lang eine leicht schmerzhafte Einstichstelle. Ich werde sterben. Sicher. Innerhalb der nächsten 50 Jahre schon. Impfopfer.
20.10.2022 – Über den Einfluss atomarer Bedrohung auf die Ökonomie des Alltags

Blüten
Ich lasse mich in meiner Gesetzestreue von niemandem überbieten. Ich halte mich sogar an Gesetze, die noch gar nicht verabschiedet wurden. Die Eckpunkte der Bundesregierung zur Cannabis-Legalisierung sehen eine Legalisierung des Besitzes von 20 Gramm Cannabis ab 18 und des Eigenanbaus von zwei Pflanzen vor. Mit letzter Regelung ist erstere übrigens ausgehebelt, es müsste schon viel schieflaufen, wenn der Ertrag bei zwei Pflanzen weniger als 50 Gramm beträgt.
Diese Regelung, die zur Ernte 23 in Krafttreten könnte, habe ich, als übereifriger Streber, schon mal antizipiert und zwei Pflanzen zur Reife gebracht. Natürlich auch deshalb, um den Staat nach Kräften zu unterstützen und Unkundigen mit Rat und Tat beiseite zu stehen, die diese gesetzlichen Herausforderungen stemmen wollen.
Die Ernte heuer kann als gelungen bezeichnet werden. Der Duft dürfte noch die Drogenhunde auf dem Flughafen Langenhagen Alarm geben lassen und das Harz der Blüten lässt in seiner Klebrigkeit Pattex wie Gleitmittel erscheinen.
Wenn Sie, liebe Gesetzestreue, also Ihre Staatsbürgerinnenpflicht – unter dem Vorzeichen der atomaren Bedrohung wird nämlich das legale Recht zum Anbau zur staatsbürgerlichen Pflicht! – zur Ernte 23 nachkommen wollen, sollten Sie jetzt in die Planungsphase eintreten. Dazu bestellen wir bei einem holländischen (die haben die größte Expertise) Versand ein Set von 5 Samen, zwei gibt’s oft gratis dazu. Altes Dealerprinzip. Kost ca. 30 Ocken, reicht völlig aus, weil die Dinger eine hohe Keimfähigkeit haben. Grundsätzlich gilt, entgegen dem unglaublichen Gesumse, das in „Fachkreisen“ auch im Internet um den Anbau gemacht wird, als ob das eine hochsensible Orchidee wäre, die in feinste Watte und unendliche Liebe gehüllt werden müsste: Die Pflanze ist pflegeleicht und anspruchslos. Behandeln Sie sie im Garten oder auf dem Balkon wie eine Sonnenblume. Setzlinge vor Frost schützen, im Mai raus ins Freie, möglichst viel Sonne, gießen, ernten, trocknen, rauchen, fertig. Kein Dünger, natürlich keine Chemie, keine Lupenbeschau nach den Trichomen nach dem günstigsten Ernte-Zeitpunkt – wenn die letzte Sonnenblume verblüht ist, in den Iden des Oktober, und das Zeug klebt und riecht, abhacken und verkehrt rum zum Trocknen aufhängen. Nach ca. drei Wochen, pünktlich zum Beginn der Herbst/Winter-Depressionen, erstes Anrauchen. Oder Tee oder Kekse, whatsoever.
Eine frühe Planung ist auch deshalb angezeigt, weil wir ja nicht wissen, wie sich die atomare Bedrohung ausweitet, die schon jetzt ähnlich bedrohlich ist wie zur Kubakrise vor 60 Jahren. Einen Konflikt sollte man immer auch von zwei Enden her denken, dem guten und dem schlechten. Das dicke Ende wäre atomare Verseuchung. Wenn es nahe bei stattfindet, sind Sie verdampft und brauchen sich keine weiteren Gedanken zu machen. Je weiter weg, desto volatiler, prekärer die Lage. Das Wirtschaftssystem könnte kollabieren und Sie eventuell auch ab und zu.
Geld wäre nichts mehr wert, Subsistenzwirtschaft ist angesagt, Autonomie und die Fähigkeit zum Tauschhandel. Sie können z. B. Kartoffeln anbauen. Das ist allerdings komplexer als Marihuana-Anbau und auf dem Balkon kommen Sie damit nicht weit. Und der Tauschwert für Marihuana liegt auf Basis aktueller Marktpreise um den Faktor 5000 höher als bei Kartoffeln. Es ist also eine reine marktwirtschaftliche Frage, eine Frage der Ökonomie des Alltags unter dem Einfluss atomarer Bedrohung, welche Strategie Sie wählen als Staatsbürgerin auf dem Boden des GG.
Falls das dicke Ende im näheren Bereich stattfindet, ist eine der ersten Auswirkungen der ionisierenden Strahlung auf die Zellen der allmähliche Zerfall des Verdauungstraktes. Dann werden Sie froh sein, auf die palliative Wirkung von Cannabis zurückgreifen zu können. Eine Kartoffel hilft da wenig.
Sie sehen, liebe Leserinnen, wenn wir die Dinge nüchtern, sachlich und also marktwirtschaftlich betrachten, verliert der Schrecken seine Kraft.
In loser Reihenfolge werden hier zukünftig weitere Aspekte und Auswirkungen der aktuellen atomaren Bedrohung analysiert und seziert. Und es gibt weitere Tipps zum Anbau, was Ertragsoptimierung angeht. Bleiben Sie drin!
19.10.2022 – Über den Einfluss atomarer Bedrohung auf die Populärkultur

Bucht auf Korfu. Als ich von der Felsspitze des Hügels herunterschaute, dachte ich: Sieht aus wie ein Südsee-Atoll. Im Herunterkraxeln ging mir daraufhin ein Schlager aus den Sechzigern nicht mehr aus dem Ohr: Der Apoll vom Bikini Atoll.
Ein nachgerade dadaistischer Text in Verbindung mit elektronischen Musikelementen. Galten vorher Kraftwerk und Tangerine Dream Anfang der Siebziger als Wegbereiter elektronischer Popmusik, muss auf Grund meiner Forschungen über vergessene Avantgarde die Geschichte neu geschrieben werden, gebührt doch dieser Titel jetzt den Protagonistinnen dieses Stücks, Miss Venus und dem interplanetarischen Studio-Orchester (allein der Name ist seiner Zeit um 60 Jahre voraus), ein Jahrzehnt vor den oben Genannten.
Ein Stück, das mehrfach doppelbödig zu verstehen ist, was seine Genialität noch steigert. Die Interpretin wacht nachts in ihrem Bett auf, wo ein grüner (!, Drogen!) Mann sitzt. Ab da ist die Marschrichtung klar, es geht um codierte Sexualität, die Sie gerne selber im Einzelnen dechiffrieren können. Der Mann hat rote Augen (zu viel gekifft) und gelbe Haare (Vorwegnahme des Punk Style). Und ab hier wird die Doppelbödigkeit zur Triplebödigkeit und wir kommen ohne Kenntnis des historischen Kontextes der Produktion nicht aus. Den Hinweis liefert der Titel: Der Apoll vom Bikini Atoll.
Auf dem Bikini-Atoll fanden in den Vierzigern und Fünfzigern Atomwaffenversuche statt, unter anderem mit der Wasserstoffbombe Bravo als stärkste Bombe, die je von den USA gezündet wurde. Ihre Sprengkraft war weitaus stärker als erwartet. Mit rund 15 MT entsprach sie der von etwa 1.000 Hiroshimabomben . Nicht wenige befürchteten damals bei derartigen Tests angesichts der kaum zu kalkulierenden Auswirkungen den Weltuntergang, unter anderem durch Risse im Erdmantel. In den Folgejahren beeinflusste die atomare Bedrohung, hier noch mittels Waffen, die „friedliche“ Nutzung von Atomenergie wurde erst später zum Mainsteam-Kritikthema, massiv die Kulturproduktion. Literatur, vor allem Science Ficktion, die hier ein ganzes Subgenre dystopisch-postatomaren Weltgeschehens hervorbrachte, und Popmusik der damaligen Zeit können nur verstanden werden vor dem Hintergrund eines drohenden atomaren Armageddon, sowohl im expliziten Aufgreifen und Verarbeiten dieses Topos, als auch in seiner Verdrängung. Langsam entstand auch eine Vorstellung von den komplexen Konsequenzen atomarer Verseuchung bis hin auf die genetische Ebene, an deren Bikini-Atoll-Ende dann auch schon mal grüne Männer mit roten Augen und gelben Haaren stehen können.
Dass der Apoll vom Bikini Atoll bis heute noch nicht gesampelt wurde, ist mir schleierhaft. Mit ein paar atomar-pulsierenden Beats und electronic-gimmicks würde das Kult werden. Vielleicht mach ich es ja. Lassen Sie Text und Musik dieser völlig zu Unrecht vergessenen (539 Klicks!) Perle auf sich wirken, liebe Leserinnen.
In meinem obigen Fall jedenfalls wunderten sich ein paar Griechen im nahegelegenen Bergdorf über einen wunderlichen Gesellen, der ihr Dorf durchmaß und in einem Dauerloop die Zeilen sang:
Ich war der a e i o u Aua Aua, der Apoll vom Bikini-Atoll.
